Thomas Alva Edison mag 1877 den Phonographen erfunden haben, es war aber ein deutsch-jüdischer Emigrant, der entscheidend zu dessen Weiterentwicklung beigetragen hatte: Emil Berliner (1851-1929) meldete 1887 das Patent für das Grammophon an. Das Jüdische Museum Hohenems zeigt in "Jukebox. Jewkbox! Ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack und Vinyl" den Zusammenhang zwischen Unterhaltungsindustrie und jüdischer Kultur.

Jüdische Ingenieure, Grafiker, Unternehmer, Komponisten, Produzenten und Musiker haben diese Jahrhunderterfindung wesentlich mitgeprägt. Auf Schellacks und Schallplatten ist die Verwandlung synagogaler Musik in bürgerlichen Kunstgenuss eingeschrieben, genau wie die Neuerfindung jüdischer Folkmusic, die besondere Bedeutung jüdischer Theatersongs auf dem Broadway. Und nicht zuletzt die subversive, Tabus brechende Seite jüdischer Kultur im Punkrock der 1970er-Jahre. Vorläufer von Lou Reed oder den Ramones war Komiker Lenny Bruce. Einen ähnlichen Anarchohumor hat Countrysänger und Krimiautor Kinky Friedman.

Der von Kurator Hanno Loewy herausgegebene Katalog erinnert auch an neuere Tendenzen wie die Radical Jewish Culture des Avantgardejazzers John Zorn sowie natürlich an die Mainstreamhelden Bob Dylan, Leonard Cohen, Barbara Streisand, Barry Manilow u. v. a. Im Rahmenprogramm zeigt der Spielboden Dornbirn ein Filmprogramm: Heute, Dienstag, My Sweet Canary - A journey through the life and music of Roza Eskenazi des israelischen Regisseurs Roy Sher (Griechenland 2011): Das jüdische Mädchen aus Konstantinopel war die erste Schallplattendiva Griechenlands. (dog, DER STANDARD, 10.2.2015)