Viele Amphibien kommen mit Agrarflächen in Kontakt. Im Bild ein ausgewachsener Kammolch (Triturus cristatus) in einem Stoppelfeld.

Foto: Kristin Meier/ZALF

Landau/Müncheberg - Amphibien zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen weltweit. Als eine mögliche Ursache wird die Intensivierung der Landwirtschaft diskutiert. Die Laichwanderungen der Tiere überschneiden sich häufig mit landwirtschaftlichen Pestizidanwendungen, wodurch die Lurche stark gefährdet sind, berichten Forscher im Fachmagazin "Basic and Applied Ecology".

Vor allem auf dem Weg zu ihren Laichplätzen müssen sie im Frühjahr oft Anbauflächen durchqueren. Bereits 2013 wiesen Forscher nach, dass gebräuchliche Pestizide zu direkter Mortalität bei Amphibien führen können. Nun untersuchte ein Team um Carsten Brühl von der Universität Koblenz-Landau und Gert Berger vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung (ZALF) in Müncheberg, wie sich Pestizidanwendungen auf Laichwanderungen auswirken.

Gefährliche Überschneidung

Über zwei Jahre hinweg analysierten sie auf dutzenden Anbauflächen das zeitliche Zusammentreffen von 330 Pestizidanwendungen mit den Laichwanderungen. Beobachtet wurden dabei vier Arten: Moorfrösche, Knoblauchkröten, Gelbbauchunken und Kammmolche. Wie stark die Amphibien durch Pestizide gefährdet sind, hänge insbesondere vom Zeitpunkt der Laichwanderung ab, da das Pestizidmanagement je nach Kulturpflanze variiere, so die Forscher.

"Die Daten zeigen, dass viele Amphibien Anbauflächen durchwandern können wenn die Pflanzen hoch sind und damit die Gefahr einer direkten Übersprühung der Tiere geringer ist", erklärt Brühl. "Es kann aber auch ein vergleichsweise kleiner Populationsanteil, je nach Pflanzenstand, der vollen Anwendungsrate der Pestizide ausgesetzt sein". Wie groß die tatsächlichen Effekte sind, müsse aber noch genauer erforscht werden.

Berücksichtigung in Zulassungsverfahren

Denn bislang sei in Laborstudien die Toxizität von nur wenigen Pestiziden untersucht worden. Erste Ergebnisse zeigten jedoch, dass unter Laborbedingungen manche Pestizide bei landwirtschaftlich üblichen Anwendungsmengen zu einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent führen. "Zudem haben wir nur einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Wir gehen davon aus, dass sich mögliche Effekte der Pestizide erst nach einer größeren Zeitspanne auf die Populationsgröße auswirken", so Brühl.

Weitere Forschung sei dringend nötig, um das Wissen über die Effekte von Pestiziden auf Amphibien auszubauen, betonen die Forscher. Außerdem müsse die Risikoabschätzung für Amphibien Eingang ins Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln finden. (red, derStandard.at, 14.2.2015)