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Die US-Sängerin Jennifer Hudson wurde 1981 in Chicago geboren. Wie so viele erhielt sie den Vornamen Jennifer. Eines Tages war der Trend vorbei.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Die 24-jährige Jennifer Lawrence mag derzeit eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen in Hollywood sein. Aber ihr Vorname ist hoffnungslos passé. Von 1970 bis 1984 war Jennifer der mit Abstand beliebteste Name für weibliche Säuglinge in Nordamerika. Vierzehn Jahre lang konnten weder Sarah noch Jessica, weder Ashley noch Amanda die Spitzenposition für Neugeborene in den USA erobern. Jennifer war nicht nur eine Modeerscheinung - der Siegeszug dieses Namens war ein Phänomen. Und dann war es plötzlich vorbei.

Jennifers Popularitätskurve sackte innerhalb kurzer Zeit ab. Heute begeistern sich viel weniger Eltern für diesen Namen. Daran ändern auch die vielen Jennifers nichts, die in Hochglanzzeitschriften lächeln und auf den Bildschirmen locken: Denken wir nur an Sängerinnen wie Jennifer Lopez und Jennifer Hudson oder die Schauspielerinnen Jennifer Aniston, Jennifer Garner, Jennifer Love Hewitt, Jennifer Connelly, um nur einige zu nennen. Sie werden zwar bewundert und kopiert, umschwärmt und beneidet. Aber selbst sie können keine Renaissance des Jennifer-Booms bewirken. Der ist seit dreißig Jahren vorbei.

Der Name fiel aber nicht etwa allmählich aus der Mode: Die Jennifer-Epidemie erlosch so rasch wie ein Feuer in einem See. Und hat sich seither nicht wieder erholt. Nicht nur in Nordamerika verlor der Name seinen Glanz: In Österreich ist Jennifer heute längst nicht mehr unter den beliebtesten Mädchennamen zu finden.

Vielleicht sind die berühmten Jennifers unserer Tage nicht so glücklich mit einem Namen, der so weit verbreitet ist wie geweißte Zähne bei Hollywood-Stars.

Während der vierzehn Jennifer-Fieberjahre in den USA kamen 859.112 Babys mit diesem Namen auf die Welt. In späteren Jahren wollten ihn manche Jennifers aber loswerden, erzählte die Amerikanerin Linda Rosenkrantz der kanadischen Zeitung National Post: "Ich hatte eine Nichte, die ihren Namen Jennifer änderte. Sie hielt ihn nicht mehr aus und nannte sich fortan Rosie."

Kult um Filmfigur

Rosenkrantz ist Autorin eines Buches über Babynamen. In ihren Augen beeinflussen mehrere Faktoren die Wahl: "Die Namen von Berühmtheiten, die Namen derer Kinder und die Filmfiguren, die Stars verkörpern." Bis Mitte der fünfziger Jahre wurde der Name Jennifer selten gewählt. Mit Jennifer Jones, einem früheren Filmstar in Hollywood, rückte er mehr ins Rampenlicht. Aber seinen unerreichten Aufstieg verdankt er dem Film "Love Story", in dem die Schauspielerin Ali McGraw 1970 eine todkranke Studentin namens Jennifer Cavilleri spielte. Die Filmfigur starb, aber der Kult um Jennifer war geboren.

Er bleibt bis heute einmalig. Und er passt auch nicht ins Schema, das der Politikwissenschafter Eric Oliver von der Universität Chicago erforschte: Er fand heraus, dass gutsituierte politisch Konservative eher zu traditionellen, männlich wirkenden Namen für Mädchen und Jungen neigten, auch zu solchen mit harten Konsonanten. Liberale dagegen wählten laut Oliver öfter Namen mit weicheren Konsonanten. Jennifer fängt aber mit einem weichen Konsonanten an und hört mit einer männlichen Endung auf. Er ist auch in dieser Hinsicht ein Phänomen.

Heute sind Emma, Olivia, Sophia und Ava die Spitzennamen für neugeborene Mädchen in Amerika. Rosenkrantz prophezeit indes auf ihrer Website Nameberry.com: "Der Kern der Sache ist, dass wir nie mehr ein Phänomen wie Jennifer erleben dürften." (Bernadette Calonego aus Vancouver, DER STANDARD, 10.2.2015)