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Trauer um die ermorderten Geiseln.

Foto: AP Photo/Shizuo Kambayashi

Tokio - Die Geiselnahme zweier Japaner und deren Ermordung in Syrien heizt die Debatte rund um Japans Engagement im Ausland an. Premier Shinzo Abe sieht sich darin bestärkt, dass Japan eine offensivere Außenpolitik verfolgen muss. Doch die Mehrheit der Japaner spricht sich gegen ein militärisches Engagement aus.

Die neuesten Ereignisse in Syrien veranlassten den Premier, weitere Maßnahmen zur Stärkung Japans "Selbstverteidigungstruppen" zu initiieren. Eine von der Nachrichtenagentur Kyodo News veröffentlichte Umfrage zeigt jedoch, dass 57,9 Prozent der Japaner für eine rein nicht-militärische Hilfe für Staaten im Mittleren Osten sind. 16,6 Prozent sprachen sich für eine logistische Unterstützung der US-amerikanischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aus und lediglich 2,8 Prozent möchten ein direktes Eingreifen japanischer Einheiten bei Angriffen auf die Miliz.

"Proaktiver Pazifismus"

Eigentlich verbietet Artikel 9 der japanischen Verfassung den Unterhalt von Streitkräften sowie alle anderen militärischen Maßnahmen, die nicht ausschließlich zur Selbstverteidigung dienen. Im Juli letzten Jahres setzte Premierminister Abe jedoch einen ersten Schritt in Richtung seines "proaktiven Pazifismus" um, als sein Kabinett den Artikel "neu interpretierte". Der Beschluss erlaubt es japanischen Streitkräften seitdem, an militärischen Operationen verbündeter Partner teilzunehmen. Medien berichteten damals von der "dramatischsten Verfassungsänderung" seit 1945 und ein Mann zündete sich zum Protest in aller Öffentlichkeit an.

Trotz seiner von der Mehrheitsmeinung abweichenden Haltung in der Außenpolitik genießt der Premier derzeit eine Zustimmungsrate von 54,2 Prozent - 1,4 Prozentpunkte mehr als bei einer Umfrage vom 25. Jänner.

Trauerfeiern

Am Sonntag fanden in ganz Japan Trauerfeiern für die von der IS-Terrormiliz in Syrien ermordeten Geiseln Haruna Yukawa und Kenji Goto statt. In der Hauptstadt versammelten sich laut Berichten der Tageszeitung Asahi Shimbun mehrere hundert Menschen an Tokios bekanntestem Platz vor dem Bahnhof Shibuya. Schilder mit der Aufschrift "I am Kenji" und "I am Haruna" wurden hochgehalten.

Doch sind auch viele Japaner der Meinung, dass sich sowohl der erfahrene Journalist Goto als auch Neuling Yukawa leichtsinnigerweise in derartige Krisengebiete begeben hatten und gewissermaßen selbst für ihr Schicksal verantwortlich waren. Ein "Einmischen" in fremde Angelegenheiten gilt in der japanischen Mentalität oft als unangebracht. (APA, 10.2.2015)