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Eines der bekanntesten russischen Exportprodukte hatte Präsident Wladimir Putin (Mi.) bei seinem Besuch in Kairo im Gepäck - eine Kalaschnikow. Sein ägyptischer Gastgeber Abdelfattah al-Sisi (li.) gab sich gerührt und vereinbarte mit Putin zahlreiche weitere Rüstungsgeschäfte.

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Abendessen in Kairo.

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Das Geschenk, das Wladimir Putin nach Opernbesuch und Galadiner auf dem Kairoer Turm seinem Gastgeber Abdelfattah al-Sisi feierlich überreichte, war eine Kalaschnikow im passenden Koffer. Symbolträchtiger Zufall war das wohl nicht nur - Waffen und militärische Kooperation waren eines der zentralen Gesprächsthemen zwischen den beiden autokratischen Herrschern am Nil und in Moskau, die beide ihren Hintergrund in den Sicherheitskräften haben.

Die zweitägige Visite des russischen Staatschefs in Kairo fand am Montag und Dienstag unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Mehrere Straßen und Metrostationen blieben gesperrt. Helikopter kreisten permanent in der Luft.

Vertrag über Atomkraftwerk

In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Al-Qoba-Palast unterstrichen die beiden am Dienstagnachmittag ihre strategische Kooperation. Sie betonten, dass sie sich in allen wichtigen Fragen auf der internationalen Agenda einig seien. Fragen waren nicht zugelassen.

Ihre Minister hatten eine ganze Reihe von Abkommen unterzeichnet, mit denen die militärische Kooperation fortgesetzt wird. Eine Freihandelszone und die Schaffung einer russischen Wirtschaftszone im Norden des Suezkanals fallen etwa darunter. Zudem wurde ein gemeinsames Memorandum für den Bau des ersten ägyptischen Atomkraftwerkes unterzeichnet. Dieses ist in Dabaa an der Mittelmeerküste geplant. Russische Firmen werden Ägypten zudem Gas liefern.

Waffenkäufe für Milliarden Dollar

Putin weilte zum ersten Mal seit zehn Jahren in Ägypten. 2005 hatte er den inzwischen gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak besucht. Nach der Revolution hatte Sisi schon als Verteidigungsminister in Moskau vorgesprochen und im August 2014 dann Putin in Sotschi getroffen, wo eine engere Kooperation im Militärsektor vereinbart wurde.

Russische Medien sprachen damals von ägyptischen Waffenkäufen im Ausmaß von drei Milliarden Dollar. Russland, mit dem es auch historisch enge Beziehungen gab, ist für Sisi zu einem der wichtigsten nichtarabischen Verbündeten geworden. Die Ambitionen und strategischen Überlegungen der beiden Staatsmänner ergänzen einander gut. Und sie gehen über die erneut bekräftigte gegenseitige Unterstützung im "Kampf gegen den Terrorismus" hinaus.

Strategisches Bündnis

Moskau ist etwa daran interessiert, einen weiteren Zugang zum Mittelmeer zu erhalten, da der bisher einzige Stützpunkt im bürgerkriegsgeschüttelten Tartus in Syrien liegt. Kairo seinerseits will die Abhängigkeit von den USA verringern. Sisi erhofft sich von Russland Waffen auf dem neuesten technologischen Stand, die die USA aus Rücksicht auf Israel nicht liefern. Daneben ist er auch an einem entsprechenden Know-how-Transfer interessiert und an Ersatzteilen für die alten russischen Waffenbestände. Rüstungsgeschäfte mit Putin sind zudem nicht an ähnliche innenpolitische Bedingungen geknüpft wie die amerikanischen. Nach der blutigen Niederschlagung der Islamisten im Sommer 2013 hat Washington seine Militärhilfe für einige Zeit eingefroren.

Positiv haben sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen entwickelt. Wie Putin in einem Interview mit Al-Ahram erklärte, hatte sich der gemeinsame Handel im Jahr 2014 auf mehr als 4,5 Milliarden Dollar (vier Milliarden Euro) erhöht - das ist fast eine Verdopplung. Russland liefert 40 Prozent der ägyptischen Getreideimporte. Dafür konnte Ägyptens Landwirtschaft wegen der EU-Sanktionen Obst und Gemüse für eine zusätzliche Milliarde Dollar (880 Millionen Euro) absetzen.

Im vergangenen Jahr haben drei Millionen Russen in Ägypten ihren Urlaub verbracht, ebenfalls etwa 50 Prozent mehr als 2013. Beide Länder überlegen nun, die gemeinsamen Geschäfte in ihren nationalen Währungen zu tätigen und den Dollar zu umgehen. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 11.2.2015)