Für die Demonstranten am Tahrir-Platz im Jänner und Februar 2011 war er ein "Blutsauger", aber auch dem Regime nahestehende Personen konzedierten, dass Ahmed Ezz "es wohl ein wenig übertrieben" habe. Für den 1959 geborenen Stahlmagnaten und ehemaligen Generalsekretär von Hosni Mubaraks Regimepartei NPD (Nationaldemokratische Partei) waren es vier harte Jahre, von denen er drei Jahre wegen Korruption im Gefängnis verbracht hat. Aber nun sieht er Licht am Horizont.
In einem gerichtsanhängigen Fall wurde er bereits freigesprochen, und der andere Fall wird neu verhandelt. Jedenfalls fühlt sich Ezz für die neuen Zeiten fit genug, um bei den kommenden Parlamentswahlen, die Ende März beginnen, zu kandidieren. Die "Schlachten der Vergangenheit" seien nun vorüber, die Ägypter stünden fest hinter ihren nationalen Institutionen. Er könne seinem Wahlbezirk, Al-Sadat in Menufiya, eine "bedeutende wirtschaftliche Wiederbelebung" versprechen.
Comebackversuch
Ahmed Ezz ist beileibe nicht der einzige Angehörige des alten Regimes, der ein Comeback versucht. Aber er ist doch ein besonderer Fall: Er stand Gamal, dem Sohn von Präsident Hosni Mubarak, besonders nahe und gilt als derjenige, der dessen Durchmarsch zur Staatsspitze orchestrieren sollte. Dazu gehörte auch die eklatante Fälschung der Parlamentswahlen von 2010. Bei der Planung des Machttransfers - denn der alte Mubarak konnte ja nicht ewig bleiben - sollte nichts dem Zufall überlassen werden.
Ezz musste, um 2014 das Gefängnis zu verlassen, eine Kaution zahlen. Kein Problem: Er ist Vorsitzender von Ezz Steel, Mehrheitseigentümer von EZDK, dem größten Stahlkonzern im Nahen Osten, und auch an anderen Industrien beteiligt. Ihn trug Mubaraks Privatisierungswelle nach ganz oben: Die staatlich kontrollierten Banken gaben Geld nur an dem Regime genehme Unternehmer. Ezz war die personifizierte Fusion politischer und ökonomischer Interessen. Jetzt ist er wieder da. (guha, DER STANDARD, 11.2.2015)