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Zwischen der Deutschen Lufthansa und Cockpit schwelt seit Monaten ein Tarifkonflikt.

Foto: apa/epa/Rolf Vennenbernd

Wien - Die Streiks bei der Lufthansa sind längst nicht vorbei. Weil die kollektivvertraglichen Probleme nicht ausgeräumt sind, streiken die Piloten dieses Mal bei der Lufthansa-Tochter Germanwings am Donnerstag und Freitag. Die Passagiere müssen sich also erneut auf die Folgen von Pilotenstreiks einrichten. Die deutsche Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Mitglieder unter den rund 700 Germanwings-Piloten an beiden vollen Tagen aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Nach Wien sind insgesamt 14 Flüge aus Köln, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart und Berlin betroffen. Da es sich um Codeshare-Flüge auch mit einer AUA-Flugnummer handelt, wird die AUA auf zehn dieser Flüge ein größeres Gerät einsetzen, sagte eine Sprecherin zum Standard.

Flugausfälle und Verspätungen

Die Fluggesellschaft kündigte an, rund 60 Prozent aller geplanten Flüge in die Luft zu bringen. Germanwings fliegt innerhalb Deutschlands und in Europa. Ursprünglich waren für die beiden Tage zusammen etwa 900 innerdeutsche und Europa-Verbindungen mit rund 71.000 Passagieren vorgesehen. Mit Flugausfällen und Verspätungen ist außerhalb der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München zu rechnen.

Anlass für den Streik sind wie im Vorjahr die ungelösten tariflichen Probleme rund um die Übergangsversorgung der Piloten, die nach dem Lufthansa-Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die VC wirft der Lufthansa vor, auf einer deutlichen Verschlechterung zu beharren und die Übergangspensionen für junge Piloten ganz abschaffen zu wollen. Es seien mehrfach Vorschläge für eine Gesamtschlichtung gemacht worden, sagte VC-Vize-Sprecher Markus Wahl. "Aber die Lufthansa hat alle Vorschläge ausgeschlagen. Irgendwann ist der Bogen überspannt." Nach Ansicht der Lufthansa würde die zukünftig angebotene Übergangsversorgung auch nach der Neuregelung eine der besten in der Branche weltweit bleiben. Sie habe der Gewerkschaft erst in dieser Woche eine Teilschlichtung zu dieser Frage angeboten. Die Streikankündigung zeige, dass es der Pilotengewerkschaft nicht um eine Lösung gehe. Im Vorjahr hat die VC bei der Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings zu insgesamt zehn Streiks aufgerufen, nur einmal wurde einer kurzfristig abgesagt. Das Unternehmen hat den Schaden mit rund 200 Mio. Euro beziffert, rund 7400 Flüge mit 850.000 betroffenen Passagieren fielen aus.

Der Flughafenverband ADV verlangte von der Politik, für Arbeitskämpfe in Infrastrukturunternehmen eine obligatorische Schlichtung einzuführen. "Die Politik darf den Streikexzessen nicht blind gegenüberstehen", erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. "Diese Streikorgien haben allmählich eine Dimension erreicht, die den guten Ruf des Standortes Deutschland stark beschädigt."

Warnstreiks zu Wochenbeginn

Erst am Montag dieser Woche waren die Flughäfen in Hamburg und Stuttgart durch Warnstreiks von Sicherheitspersonal nahezu lahmgelegt worden. Zehntausende Passagiere mussten umbuchen oder nahmen stundenlange Wartezeiten vor dem Abflug in Kauf. Auch in Hannover hatten Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, allerdings ohne größere Auswirkungen.

Die Lufthansa wird in Europa von den Billig-Airlines wie Ryanair oder Easyjet attackiert und auf der Langstrecke von den Golf-Airlines. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat zwar Reformen im Geschäftsmodell angekündigt, doch die kostengünstigere Billigmarke Eurowings geht erst im Oktober so richtig an den Start. Offen bleibt die Frage, wie die Kosten bei der bisherigen Germanwings weiter gesenkt werden können, die rund zwei Drittel der künftigen Billigflotte stellen soll. Die Kosten der Deutschen sind noch deutlich höher als bei den Billig-Airlines, aber auch der kon- zerninternen Konkurrenz Eurowings und SunExpress. (dpa, cr, DER STANDARD, 11.2.2015)