Berlin - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat den verstorbenen Altpräsidenten Richard von Weizsäcker als "großen Deutschen" gewürdigt. "Wie nur wenige stand er für unser Land - und wie nur wenige hat er für unser Land weltweit Achtung und Sympathie erworben", sagte Gauck beim Staatsakt für den Ende Januar verstorbenen Weizsäcker am Mittwoch in Berlin.

"Die deutsche Geschichte hat ihn geprägt", sagte Gauck. "Und er hat selber tiefe Spuren in der Geschichte unseres Landes hinterlassen." Zwar sei nicht jeder mit allem einverstanden gewesen, was Weizsäcker sagte, doch sei immer bekannt gewesen: "Was er sagt, ist die Frucht einer großen Lebenserfahrung, eines unabhängigen Geistes und einer gründlichen Gewissensbefragung."

Im Grundgesetz sei nicht vorgeschrieben, dass ein Bundespräsident eine moralische Instanz zu sein habe. Es sei auch nicht vorgeschrieben, dass er intelligent sein, der sittlichen Vernunft folgen und auch noch durch gute Reden überzeugen können solle. "Aber Richard von Weizsäcker hat all dies beherrscht und gelebt - souverän, freundlich und selbstverständlich." Er habe damit Maßstäbe für das Amt gesetzt. "Er überzeugte besonders, weil Amt und Person so passgenau zur Deckung kamen."

Seine Reden und Handlungen hätten dem entsprochen, "was die Deutschen sich von einem Staatsoberhaupt wünschten", sagte Gauck weiter. Auch für die Menschen in der DDR sei er eine "Integrationsfigur" gewesen.

Weizsäcker, der insbesondere durch seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 Ansehen erworben hatte, war am 31. Jänner im Alter von 94 Jahren gestorben. Er war von 1984 bis 1994 Bundespräsident, und somit auch zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung das deutsche Staatsoberhaupt.

Die Trauerfeierlichkeiten im Berliner Dom hatten am Vormittag mit einem Gottesdienst begonnen. Nach dem Staatsakt soll von Weizsäcker im kleinen Kreis in Berlin beigesetzt werden. (APA, 11.2.2015)