Die teilstaatliche Telekom Austria will sich aus Südosteuropa - im Gegensatz zur Erste Bank und RBI - trotz teilweise kräftiger Umsatzeinbußen und einer 400 Mio. Euro schweren Abschreibung nicht zurückziehen. Auf eine entsprechende Frage antwortete Telekom-Chef Hannes Ametsreiter heute, Mittwoch, bei der Bilanzpressekonferenz schlicht: "Nein."

Vielmehr beobachte man den Markt nach interessanten Zukäufen, dafür stehe Geld im dreistelligen Millionen-Bereich zur Verfügung.

Abschreibungen in Bulgarien

Zum Jahresverlust von 185 Mio. Euro betonte Ametsreiter, dass es ohne der Abschreibungen in Bulgarien ein Plus von 190 Mio. Euro gegeben hätte. Wie überhaupt das Wort "bereinigt" heute zentraler Bestandteil der Pressekonferenz war. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe sich "stabilisiert", die bereinigte Ebitda-Marge steige. An der Börse gab die Aktie heute um 0,99 Prozent auf 5,718 Euro nach. Der Ausgabekurs lag im Jahr 2000 bei 9 Euro.

Zum Kundenrückgang von über fünf Prozent im heimischen Mobilfunk hielt Ametsreiter fest, dass sich heuer die Kundenzahlen einpendeln werden. Gleichzeitig rechnet er aber mit mehr Konkurrenz durch sogenannte "MVNO", also Mobilfunkdiensteanbieter, die über kein Netz verfügen, wie das Angebot "HOT" bei der Handelskette Hofer. Wie die Preisentwicklung sein werde, lasse es nicht prognostizieren, es werde wohl Preissenkungen genauso geben wie Verteuerungen. Im Festnetz werde die Telekom (A1) heuer mit neuen Produktpaketen "überraschen".

400 Mio. Euro für den Breitbandausbau

Dass 400 Mio. Euro in den Breitbandausbau fließen, garantierte heute Ametsreiter - auch wenn es dafür noch keinen Aufsichtsratsbeschluss gibt und unklar ist, wie viel der fast eine Milliarde schweren Förderaktion durch den Bund auf die Telekom entfallen wird. Hierzu verwies er auf die entsprechende Richtlinie des Infrastrukturministeriums, die es im März geben werde. Die Telekom sei jedenfalls der größte private Investor in Österreich und verwende für das Netz nur Energie aus erneuerbarer Energie, deponierte Ametsreiter in Richtung Infrastrukturministerium.

Heuer will die Telekom knapp 300 Mio. Euro in das Festnetz investieren, für den Mobilfunk seien gut 100 Mio. Euro geplant. Für die offene Fragen zu den Beamtenpensionen hat der Konzern 809 Mio. Euro zurückgestellt. Der Übertritt von Telekom-Beamten in den Bundesdienst zieht sich dahin, 347 sind in den vergangenen Jahren gewechselt, 145 Personen befinden sich weiterhin bei der Telekom in einer "nicht aktiven Tätigkeit", so Ametsreiter.

Synergien

Durch die Synergien mit dem neuen Mehrheitseigentümer, der mexikanischen America Movil, werde man sich heuer einige Millionen Euro sparen, außerdem biete die Partnerschaft mit dem weltweit viertgrößtem Telekomunternehmen auch neue Chancen im internationalen Geschäft. Der Bereich "International Sales" trage rund 300 Mio. Euro zum Gesamtumsatz von 4,02 Mrd. Euro bei, Tendenz steigend.

"Es geht wieder aufwärts", so Ametsreiter. Allerdings lief für die Mexikaner das abgelaufene Jahr auch nicht so berauschend. Der Gewinn brach wegen Kurswechselschwankungen um 82 Prozent auf umgerechnet 183 Millionen Euro ein. Zum kurzfristigen Ausblick meinte Ametsreiter: "Ich glaube, wir werden ein starkes erstes Quartal sehen."

Zu Spekulationen, wonach die Marke Telekom Austria von den Mexikanern zu Grabe getragen werden könnte, sagte der Telekom-Chef, man sei auf der Suche nach Synergien aller Art. Dass die Marke aber in Österreich auch verschwindet, sei zur Zeit jedenfalls überhaupt kein Thema. "Das wird nicht einmal diskutiert", so Ametsreiter. (APA, 11.02. 2015)