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Dominique Strauss-Kahn sagte am Mittwoch, er möge eine "derbere Sexualität" haben, stehe aber nicht wegen "irregeleiteter" Sexpraktiken vor Gericht.

Foto: Reuters/Gonzalo Fuentes

Lille - Im Prozess um Zuhälterei hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Mittwoch seiner Empörung über die Vorwürfe gegen ihn wegen seiner Sexpraktiken freien Lauf gelassen. Als "absurd" und als eine "falsche Logik" wies der 65-Jährige die Argumentation der Anklage zurück.

Der Anklage zufolge habe der Angeklagte wegen seiner harten Sexpraktiken wissen müssen, dass er es bei seinen Partys mit Prostituierten zu tun hatte. "Ich fange an, davon ein bisschen genug zu haben", stieß Strauss-Kahn vor dem Gericht im nordfranzösischen Lille aus.

Prostituierte weinte

Zwei einstige Prostituierte hatten zuvor von besonders brutalen Sexpraktiken des einstigen sozialistischen Spitzenpolitikers berichtet. So erzählte Jade am Mittwoch unter Tränen von einem sexuellen Erlebnis mit Strauss-Kahn in einem Hotel in Brüssel im Herbst 2009. Was der Angeklagte ihr zugefügt habe, zeige, dass er nur "wenig Respekt" vor ihr gehabt habe. Wenn sie einfach nur eine an freizügigen Sexpraktiken interessierte Frau gewesen wäre, dann hätte Strauss-Kahn sie zumindest gefragt, ob sie diese Sexpraktiken wolle, fügte sie hinzu.

"Derbere Sexualität"

Strauss-Kahn, der bis 2011 als aussichtsreicher Anwärter auf das Präsidentenamt in Frankreich galt, wies die Vorwürfe gegen ihn mehrfach zurück. "Ich mag im Vergleich zum Durchschnitt der Männer eine derbere Sexualität haben", räumte er ein. Er stehe aber nicht wegen "irregeleiteter" Sexualpraktiken vor Gericht.

Strauss-Kahn wird in dem Prozess gegen insgesamt 14 Angeklagte in Lille vorgeworfen, zwischen März 2008 und Oktober 2011 der Prostitution von sieben Frauen "Vorschub geleistet" zu haben, indem er ausschweifende Sexpartys unter anderem in Paris und Washington mitorganisierte. Auf schwere Zuhälterei stehen in Frankreich bis zu zehn Jahre Gefängnis und 1,5 Millionen Euro Strafe.

"In keinster Weise Organisator"

Der einstige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der im Jahr 2011 nach Vergewaltigungsvorwürfen zurücktreten musste, hatte sich bereits am Dienstag gegen den Vorwurf der Zuhälterei zur Wehr gesetzt. "Ich sehe mich in keinster Weise als Organisator dieser Abende", sagte der 65-Jährige bei seiner ersten ausführlichen Aussage in dem Prozess. Er blieb auch dabei, dass er nicht wusste, dass die Frauen Prostituierte waren, denn es sei nie über Geld gesprochen worden. Die Partys waren von Geschäftsleuten bezahlt worden, die in Lille ebenfalls vor Gericht stehen. (APA, 11.2.2015)