In den Küstengewässern vor den Kanarischen Inseln leben mehr als 600 Tierarten. 82 davon sind wegen Überfischung vom Aussterben bedroht, wie zum Beispiel der Braune Zackenbarsch.

Foto: Oceana / Carlos Minguell

Nachdem der Erdölgigant Repsol nach vergeblicher Suche von den Kanaren abgezogen ist, soll nun das Gebiet unter Naturschutz gestellt werden. So lautet der Plan des Umweltministeriums. Wie Vertreter von Organisationen wie Amigos de la Tierra, Greenpeace, BirdLife und WWF nach einem Treffen mit Umweltministerin Isabel García Tejerina unisono bekräftigen, dürfte der Atlantische Ozean im Süden und Westen von Fuerteventura und Lanzarote schon binnen weniger Monate als "geschütztes Habitat von gemeinschaftlichem Interesse" und Teil des EU-Umweltschutznetzes Red Natura 2000 gelten.

Ein Status, der jegliche Suche nach fossilen Brennstoffen verunmöglicht hätte, wäre er früher beschlossen worden. Das Gebiet westlich der Kanarischen Inseln bietet einem Drittel der weltweiten Bestände von Meeressäugern temporär oder permanent Zuflucht und Nahrung, sagt Lasse Gustavsson, Vizepräsident der Meeresschutz-NGO Oceana Europe zum Standard: "Aber nicht nur für Wale ist die Region elementar. Auch für Haie, Meeresschildkröten, Tiefseekorallen und Schwämme." Mehr als 600 Arten konnte Oceana identifizieren. 82 davon sind vom Aussterben bedroht, unter anderem wegen Überfischung. Gustavsson fordert daher, das Schutzgebiet sogar Richtung Osten auszuweiten.

In der Warteschleife

Von zehn zur Debatte stehenden neuen Meeresschutzgebieten vor Spaniens Küsten waren neun problemlos im Vorjahr vom Ministerium bestätigt worden. Einzig den Antrag der Kanaren hielt man bis zur Veröffentlichung der positiven Umweltverträglichkeitsprüfung für die Repsol-Ölsuche zurück. Diese Pläne wurden übrigens knapp 24 Stunden nach den EU-Wahlen im Mai 2014 publik. Erst nach dem Abzug des Explorationsschiffes Rowan Renaissance im Jänner kam neuerlich Bewegung in die Causa. Ein Manöver, das Umweltschutz-NGOs geschlossen als Hinhaltetaktik interpretieren. Unter dem Ex-Umweltminister Miguel Arias Cañete, einem ehemaligen Erdölunternehmer, wurde der Schutz "als nicht notwendig" erachtet. Nun soll die Idee des WWF umgesetzt werden, das Schutzgebiet fast bis zu Marokkos Hoheitsgewässer auszudehnen.

"Der Vorschlag des WWF ist meiner Ansicht nach ideal. Weil er Gebiete im Osten und den Migrationskorridor der Wale und Schildkröten berücksichtigt"' sagt Alberto Brito Hernández, Meeresbiologieprofessor von der Universität La Laguna zum Standard.

Eine Ölförderung hätte vor allem Wale und Delfine durch Unterwasserlärm stark betroffen. Dem Wissenschafter bereite jedoch große Sorgen, dass durch eine Erwärmung des Klimas das Meerwasser saurer werde. "Dadurch wird die Ansiedlung von für einheimische Arten gefährlichen Bioinvasoren begünstigt", sagt Hernández. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD)