Der Telekom-II-Prozess rund um eine 600.000 Euro schwere Scheinrechnung für einen damaligen Marketingleiter hat heute, Mittwoch, mit vier Freisprüchen im Wiener Straflandesgericht geendet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft hat Nichtigkeit angemeldet.

Vorgeschichte

Der Marketingleiter galt als Kapazunder in der Telekom Austria und machte sich Hoffnung, die Nachfolge des damaligen Telekom-Chefs Boris Nemsic anzutreten. Die Wahl fiel aber auf den jetzigen Chef Hannes Ametsreiter. Der Marketingchef schied daraufhin aus dem Unternehmen aus und bekam über eine Rechnung an die damalige Telekom-Werbeagentur Euro-RSCG rund 600.000 Euro ausbezahlt. Eine Gegenleistung stand dem nicht gegenüber.

Die Verteidigung des Ex-Marketingleiters sowie der drei mitangeklagten Werber argumentierten damit, dass mit der Auszahlung den bestehenden und künftigen Mitarbeitern der Telekom signalisiert wurde, dass man in dem Unternehmen anständig behandelt werde.

Der Prozess hatte als Nebengeräusch durchaus interessantes zu Tage gefördert. So sagte der Kronzeuge Gernot Schieszler, einst Manager im teilstaatlichen Telekom-Konzern, aus, dass sich um die zehn Mio. Euro schwere Miete des Burgtheaters während der EM 2008 "niemand geschert" habe.

Umgang mit Mitarbeitern

Auch der Umgang mit den Mitarbeitern dürfte gewöhnungsbedürftig gewesen sein. So habe ihn der ehemalige Telekom-Vorstand Rudolf Fischer "eine Stunde lang niedergebrüllt", weil er sich an eine Abmachung mit dem Betriebsrat gehalten hatte, sagte Schieszler zu Richter Michael Tolstiuk. Er habe 2.000 Mitarbeiter freistellen müssen, "unter der Begleitmusik von 62 freigestellten Betriebsräten", so Schieszler.

Laut Aussagen von Angeklagten sei die Zahlung über eine Scheinrechnung deshalb erfolgt, weil eine 600.000 Euro schwere Abfertigung schwer zu erklären gewesen sei, während gleichzeitig tausende Mitarbeiter abgebaut wurden.

Fischer sagte als Zeuge aus, dass in der Telekom unter der Führung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Heinz Sundt Manager-Verträge verlängert wurden, obwohl diese nur "Frühstücksdirektoren" waren. Hier seien hunderttausende Euro als indirekte Abfertigung gezahlt worden. (APA, 11.2.2015)