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Tiger Woods will "Zeit mit den Leuten verbringen, die mir wichtig sind".

Foto: AP/ Gregory Bull

Miami - Eldrick Tont "Tiger" Woods, der Superstar, Glamour-Boy und Multimillionär, steht am Scheideweg seiner Karriere. Bei dem 39-Jährigen streikt nicht nur der Körper, auch mental ist der 14-malige Major-Gewinner derzeit nicht in der Lage, sein bestes Golf zu spielen. Die selbstverordnete Auszeit kommt nicht unerwartet, lässt aber die Frage, ob Tiger Woods jemals wieder zu alter Größe zurückfinden kann, lauter werden denn je.

"Ich muss jetzt eine Menge an meinem Spiel arbeiten und Zeit mit den Leuten verbringen, die mir wichtig sind", sagt Woods: "Mein Spiel und meine Ergebnisse sind derzeit nicht akzeptabel für Turnier-Golf. Ich will auf höchstem Level spielen, und wenn ich mich dafür bereit sehe, werde ich zurückkehren." Mag sein, dass diese Worte dramatischer klingen, als sie gemeint sind, zumal Woods selbst damit liebäugelt, Ende Februar beim Honda Classic in Palm Beach Gardens, Florida, abzuschlagen. Doch er schränkte auch ein, er werde nicht antreten, "wenn ich nicht konkurrenzfähig bin".

Ansprüche und Rückenschmerzen

Konkurrenzfähig ist Woods allerdings seit längerem nicht mehr, schon gar nicht gemessen an seinen eigenen hohen Ansprüchen. Letzter Turniersieg? August 2013. Letzter Major-Titel? US Open 2008. Erstmals seit 18 Jahren wird er seit dieser Woche nicht unter den besten 62 der Weltrangliste geführt. Bei den Phoenix Open in Scottsdale scheiterte er Ende Jänner mit einer historisch schlechten 82er-Runde am Cut, eine Woche später gab er in San Diego nach elf Löchern mit Rückenschmerzen auf.

Die New York Times nennt Tiger Woods' Leben eine "Seifenoper", in der die sportliche Krise längst nur ein Akt von vielen ist. Vielleicht würde ein Sportpsychologe helfen, vielleicht ein Schwung-Trainer, vielleicht ein Rückenspezialist oder gleich alle drei. Aber keiner von ihnen könnte die Zeit zurückdrehen.

"They never come back"

Tiger Woods ist eben nicht mehr der Superstar, der mit seinen Erfolgen den Golfsport revolutionierte und dominierte. Nach seinem Sexskandal, der Scheidung von Elin Nordegren und spätestens mit der Beziehung zu US-Skistar Lindsey Vonn ist Woods vor allem nur noch eines - berühmt. Ein ausgeschlagener Zahn macht mehr Schlagzeilen als eine ausgezeichnete Runde.

"They never come back", hieß es einst über gefallene Champions im Schwergewichtsboxen. Einige wenige bewiesen das Gegenteil. Floyd Patterson als Erster, später natürlich Muhammad Ali. Tiger Woods ist, gemessen an seinen sportlichen Erfolgen und seiner gesellschaftlichen Bedeutung, Alis Erbe. Nach seiner ersten großen Krise hat er sich 2013 noch einmal an die Spitze der Weltrangliste durchgeschlagen. Davon ist er im Februar 2015 so weit entfernt wie nie zuvor. (sid, red, DER STANDARD, 13.02.2015)