Staatsschulden sind nicht einfach ein großer Schuldenberg, auf den Zinsen gezahlt werden. Sie bestehen aus vielen Einzelkrediten, die unterschiedliche Rückzahlungspläne und Fälligkeitstermine haben. Dies wird gerade besonders in Wien bei der Diskussion um die Refinanzierung der Frankenkredite deutlich, und auch in Griechenland hat dieser Umstand reale politische und wirtschaftliche Auswirkungen.
Fälligkeit und Zinszahlungen von Staatsschulden
So besteht im Februar und März in Griechenland zwar Finanzbedarf, er erreicht dann allerdings ein Plateau bis Juni. Dann steigt der Finanzbedarf rasch an, womit Richtung Sommer der Leidensdruck für Griechenlands neue Regierung immer höher und die Notwendigkeit einer Einigung immer dringender werden wird.
Finanzbedarf der Banken
Im Raum steht außerdem, dass die EZB den Griechischen Banken bis zu 60 Milliarden Euro in Form von Notfallfinanzierung gewähren wird. Sieht man allerdings den aktuellen Finanzbedarf der Banken an, merkt man wie knapp dieser Rahmen bemessen ist: der Spielraum ist nach einer Schätzung der Bank of America schon fast ausgeschöpft. Nach einer Lösung wird immer noch gesucht.
Geschichte von Staatspleiten
Griechenland steht vor einer drohenden Staatspleite. Staatsbankrotte sind in der Geschichte nicht beispiellos: allein Österreich hat in der Zeit seit seiner Unabhängigkeit zwei Mal Schulden abgewertet oder ging in die Pleite, Österreich-Ungarn kam zwischen 1790 und 1918 gar fünf Mal in die Verlegenheit.
Griechenland ist ein Spezialfall: seit dem Unabhängkeitskrieg gegen das Osmanische Reich ab 1824 hat das Land laut Harvard-Wirtschaftswissenschafterin Carmen M. Reinhart neunzig Jahre im Zustand der Zahlungsunfähigkeit oder des Zahlungsverzugs verbracht, das letzte Mal zwischen 1932 und 1964, also immerhin 33 Jahre lang.
(Markus Hametner, Andreas Sator, derStandard.at, 12.2.2014)