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Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat sich am Donnerstag bei den Maturanten für die Panne auf Facebook entschuldigt.

Foto: apa/Hochmuth

Wien - Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) reagiert auf die Serverprobleme beim Hochladen von vorwissenschaftlichen Arbeiten für die Zentralmatura. In einer Aussendung teilte sie am Donnerstag mit, dass es im zuständigen Projektteam nun mehr Personal gebe, die Leitung sei ausgetauscht worden. Zusätzlich gebe es in den Bundesländern Informationsteams, die Lehrer, Schüler und Eltern beraten sollen. Eine Beratungshotline (0664/851 30 49) wurde eingerichtet.

Seit Mittwoch ist bekannt, dass Schüler Probleme dabei haben, ihre vorwissenschaftliche Arbeit auf der dafür vorgesehenen Plattform des Bildungsministeriums hochzuladen. Im Zuge der Zentralmatura müssen Schüler eine Hausarbeit im Umfang von 40.000 bis 60.000 Zeichen schreiben. Das Dokument muss unter anderem zur Plagiatsprüfung auf die Plattform geladen werden. Die Abgabefrist in Niederösterreich und Wien läuft am Freitag aus. Derzeit laden viele Schüler ihre Arbeit hoch, was zu den Serverproblemen führt.

"Verstehe Verunsicherung"

"Ich verstehe die Verunsicherung der Schüler, Eltern und Lehrer. Die Stresssituation rund um die Matura ist grundsätzlich intensiv und sich dann auch noch mit EDV-Problemen herumzuschlagen, darf nicht passieren. Ich habe bereits die genaue Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet", sagt die Bildungsministerin.

Sie habe die Linzer Firma, die mit der Abwicklung betraut wurde angewiesen, sofort alle technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um das reibungslose Hochladen zu gewährleisten. "Es darf keinerlei Verzögerung mehr geben. Wir haben im Vorfeld bereits Server-Stresstests verlangt und auch auf die zu erwartende Menge hingewiesen. Die Firma hat uns sowohl Kapazität als auch reibungslosen Ablauf vertraglich zugesichert."

Mehr Personal

Das im Ministerium zuständige Projektteams sei verstärkt worden. Zudem gebe es neue Informationsteams rund um die vorhandenen Landeskoordinatoren zur Reifeprüfung. Dies soll dazu dienen, die "Kommunikation mit Schülern, Eltern und Lehrern direkter zu gestalten und besser zu gewährleisten." Heinisch-Hosek kündigte außerdem an, dass die Juristen des Ministeriums prüfen, ob die Verträge mit der zuständigen Firma eingehalten wurden.

Nummer für dringende Fälle

Bis 15 Uhr am Donnerstag seien 4.772 Arbeiten von den in dieser Woche erwarteten 8.000 hochgeladen wurden. Parallel dazu hätten auch 6.109 Siebtklässler ihre Themenbereiche für ihre geplante Hausarbeit auf die Plattform hochgeladen. Bei dringenden Fragen können sich Schüler und Eltern im Ministerium unter der Nummer 0664/851 30 49 informieren.

Heinisch-Hosek stellte noch einmal klar, dass eine Abgabe der Arbeit in der Schule ebenfalls möglich ist. "Es braucht niemand Angst haben, dass seine oder ihre Arbeit nicht angenommen wird. Jede vorwissenschaftliche Arbeit, die zeitgerecht ausgedruckt und elektronisch abgegeben wurde, wird auch benotet werden."

Zuvor hat AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin im Gespräch mit derStandard.at am Donnerstag von Lehrerinnen und Lehrern berichtet, denen es nicht möglich ist, sich auf der Plattform für die vorwissenschaftlichen Arbeiten anzumelden oder die Ergebnisse der Plagiatsprüfung einzusehen.

Noch am Mittwoch hatte es aus dem Bildungsministerium geheißen, dass es nur Probleme bei Arbeiten gebe, deren Datenmenge durch nicht komprimierte Bilder oder Grafiken sehr umfangreich sei. Dieser Darstellung widerspricht Gewerkschafter Quin.

Probleme bei Anmeldung

Er hat von Mittwochabend bis Donnerstagfrüh 15 E-Mails von Lehrern bekommen, die unter anderem davon berichten, dass sie sich nicht einmal auf der Seite einloggen können. Die Beschwichtigung aus dem Ministerium, wonach der Server online sei, entspreche also nicht den Tatsachen, sagt Quin. In einem Bericht eines Lehrers an Quin heißt es etwa: "Der Aufruf des Menüpunktes 'Arbeiten' endet mit einem leeren Bildschirm (keine Daten), nach weiteren zwei Minuten kommt eine Fehlermeldung." Quin selbst hat am Dienstag von 16 bis 22 Uhr versucht, sich einzuloggen. "Es ging einfach nicht, und irgendwann wurde ich vom Programm aufgefordert, doch bitte mein Passwort zu ändern. Damit ging es dann überraschenderweise auch nicht." Dabei wollte Quin gar keine Dateien hochladen, sondern den Plagiat-Scan der Arbeiten jener Schülern ansehen, die er betreut. Er bekam nur die Fehlermeldung: "Ups, das hätte nicht passieren dürfen."

Nicht nur Probleme bei großen Datenmengen

Auch die Information, wonach es nur Probleme bei Arbeiten mit großen Datenmengen gebe, sei nicht richtig, sagt Quin. Seine Schüler hätten ihm anderes berichtet. Auch Arbeiten mit kleinem Datenvolumen könnten nicht hochgeladen werden.

Bei derStandard.at haben sich Lehrer gemeldet, die von gescheiterten Versuchen ihrer Schüler berichten, die Arbeit hochzuladen. Es gäbe an vielen Schulen die Vorgabe, dass die Dateien nicht höher als 5 MB sein dürfen, dennoch würde es auch bei diesen Datenmengen zu Problemen kömmen. Außerdem hätten die siebenten Klassen Probleme, ihre Anträge für die vorwissenschaftliche Arbeit im Webformular bekannt zu geben. Die erlaubte Zahl an Textzeichen sei zu gering bemessen.

Quin ist überrascht, dass sich das Ministerium angesichts der vielen Fettnäpfchen, in die es bei der Zentralmatura bereits getreten ist, nicht besser auf das Hochladen vorbereitet hat. "Man hat sich verplant und das völlig falsch eingeschätzt." Dabei sei es doch nicht überraschend, dass alle Schüler kurz vor Ende der Abgabefrist und eher am Nachmittag und Abend ihre Arbeiten hochladen. Dass das Ministerium nun beschwichtigt und die Schuld auf Schüler schiebt, die zu große Dateien hochladen, sei "spätpubertäres Verhalten". "Mir hätte besser gefallen, wenn man die Größe hätte, einfach zu sagen, dass man sich bei der Kapazität verschätzt hat und alles dafür tut, dass keine Nachteile entstehen."

Warnung ignoriert

Auch Theodor Saverschel vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen ist verärgert. Er habe schon vor einem Jahr das Ministerium darauf hingewiesen, dass es zu Kapazitätsproblemen beim Server kommen kann, sagt er im Gespräch mit derStandard.at. Die Warnung sei ignoriert worden. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 12.2.2015)