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Woche der Wahrheit für Leverkusen und Ex-Bullen-Trainer Roger Schmidt.

EPA/UWE ANSPACH

Leverkusen - Unter den Trainer-Kollegen genießt Roger Schmidt weiterhin einen ausgezeichneten Ruf. So hospitiert dieser Tage tatsächlich Claudio Ranieri - 63 Jahre alt und Ex-Trainer des FC Chelsea, von Atlético Madrid, Juventus Turin oder Inter Mailand - beim 16 Jahre jüngeren Bayer-Coach. Ranieri schaffte im November das Kunststück, mit Griechenland gegen die Färöer zu verlieren und wurde daraufhin als Trainer gefeuert.

"Ich will mich hier weiterbilden und lernen. Mir gefällt die Art, wie Schmidt spielen lässt. Das wollte ich mir mal aus der Nähe ansehen", sagte Ranieri der Bild-Zeitung. Und Leverkusen-Sportchef Rudi Völler durfte erfreut feststellen: "Für Roger Schmidt ist das eine große Auszeichnung für seine Arbeit."

Abwärtsspirale

Vielleicht will Ranieri aber auch nur aus nächster Nähe mit ansehen, wie ein Deutsche-Bundesliga-Neuling seine erste große Krise meistern will. Denn der Trend sprach zuletzt deutlich gegen Schmidt. In der Liga ist Leverkusen seit der Winterpause von Rang drei auf Platz sechs abgestürzt, der Zweite VfL Wolfsburg könnte mit einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Bayer um zwölf Punkte davonziehen.

Das Verpassen der Champions League könnte das Experiment Roger Schmidt bei Bayer schneller beenden als es viele heute noch für möglich halten. Zwar schwärmen sie in Leverkusen immer noch von dem 47-Jährigen und seinem modernen Fußball. Doch zum einen zeigt Völlers Aussage vom "besten Kader aller Zeiten" deutlich, was der Verein erwartet. Zum anderen wurde auch Schmidts Vorgänger Sami Hyypiä im Vorjahr ausgiebig gelobt, ehe ihn allein schon die akute Gefährdung der Champions-League-Qualifikation den Job kostete.

Flaute

Unter Schmidt weist Leverkusen aktuell weniger Chancen, weniger Tore und vor allem weniger Punkte auf als im Vorjahr unter dem Finnen. Und vor allem der aktuelle Trend ist alarmierend. Wie der kicker aufzeigte, hat Bayer sich in diesem Jahr die zweitwenigsten Chancen aller Bundesligisten erspielt und fabrizierte die meisten Fehlpässe.

Vor allem die Offensiv-Zahlen sind bedenklich, schließlich hat Schmidt stets Offensiv-Fußball angekündigt, konnte ihn aber nur zu Saisonbeginn zelebrieren. Völler nimmt die Stürmer in die Pflicht ("nicht kalt, nicht ruhig, nicht gierig genug").

Wie angespannt Schmidt ist, zeigt der wegen Vor-Sich-Hin-Schimpfens erfolgte Tribünen-Verweis im Spiel in Bremen (1:2). Er muss sich deshalb vor dem DFB-Kontrollausschuss erklären. Mehr Sorgen sollte er haben, falls ihn demnächst die Bayer-Führung zu erklärenden Gesprächen bittet. Klub-Chef Michael Schade sprach bereits von einer "Woche der Wahrheit". (sid, 12.2.2015)