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In der Beliebtheitsskala nicht nach oben geklettert: Rangnick und RB Leipzig.

EPA/BARBARA GINDL

Leipzig/Berlin - Manageraussagen im Fußball-Profigeschäft sind mit Vorsicht zu genießen, vor allem wenn es um unter Druck geratene Trainer geht. Doch mit der nur fadenscheinigen Rückendeckung für Alexander Zorniger hat sich Ralf Rangnick keinen Gefallen getan. Würde man nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren aktuell über einen anderen Trainer nachdenken, "dann müssten wir geisteskrank sein", hatte der Sportdirektor des deutschen Zweitligisten RB Leipzig kürzlich bei Sky gesagt.

Fünf Tage und eine Niederlage (0:2 in Aue) später ist das Kapitel Zorniger in Leipzig beendet. Die nach außen als "einvernehmlich" kommunizierte Trennung war in Wirklichkeit der Versuch, möglichst beide Seiten ihr Gesicht wahren zu lassen. Doch während Zorniger wegen seiner Konsequenz Pluspunkte sammelt, verliert das ohnehin kritisch beäugte Projekt RB weiter Sympathiepunkte.

Das Medienecho auf die unpopuläre Maßnahme ging fast einhellig in eine Richtung: Zorniger stolperte über Rangnicks Ungeduld. "Durchprügeln in die Bundesliga" ("11 Freunde"), "Leipziger Logik" ("FAZ"), "Heuchelei bei RB" ("Welt"), "Gnadenbrot vom Allmächtigen" ("Tagesspiegel").

Zorniger vs Vereinsphilosophie

Im Hause Red Bull dürfte man Probleme mit der zurückhaltenden Art von Zorniger gehabt haben, der demonstrativ offen gegen die Vereinsphilosophie gerichtet "mehr Demut" gefordert hatte. Für Rangnick und Klubeigentümer Dietrich Mateschitz gibt es dagegen nur eine Richtung: nach vorne - und das möglichst flott. Deshalb hatte Zorniger wohl auch keine Chance auf eine Weiterbeschäftigung ab Sommer. "Es war nicht nur Stagnation", sagte Rangnick über die zuletzt schwachen Auftritte der Bullen, "sondern sogar ein Rückschritt."

Wer die Leipziger nach der Interimslösung Achim Beierlorzer weiter nach vorne bringt, ist aktuell noch reine Spekulation. Eine Option wäre Thomas Tuchel. Manche Medien berichteten bereits, Tuchel habe sich ein Haus in Leipzig gekauft und stehe kurz vor einer Einigung mit RB. Das wird aus Tuchels Umfeld dementiert. Zumal zwei wichtige Fragen Zweifel an seinem Engagement in Leipzig nähren: Tut sich der begehrte Trainer notfalls ein Jahr zweite Liga an? Und will Tuchel neben dem Kontrollfreak Rangnick arbeiten?

Viele Leipzig-Fans werden jedenfalls Zorniger, der mit seiner Art klubintern einen Gegenpol zu Rangnick darstellte, vermissen. Via Twitter dankten sie ihrem Aufstiegstrainer. Viele übten auch Kritik an der Vereinsführung. Ein Fußballfan schrieb: "Die Roten Bullen machen es Stadt und Fans nicht leicht, sie zu akzeptieren." Ein anderer meinte nur: "Muskelkater vom Kopfschütteln." (sid, red, 12.2.2015)