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Christian Wehrschütz nahm die Auszeichnung "Journalist des Jahres" entgegen.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Das Branchenmagazin "Der Österreichische Journalist" hat Mittwochabend die "Journalisten des Jahres" ausgezeichnet. Christian Wehrschütz, Ukraine-Korrespondent des ORF, wurde dabei als "Journalist des Jahres" geehrt, der frühere "Kurier"-Chefredakteur und ORF-Chefkommentator Hugo Portisch für sein Lebenswerk ausgezeichnet, die Tageszeitung "Die Presse" erhielt den Titel "Redaktion des Jahres".

Wehrschütz' Tochter erzählte in der Laudatio von den Ängsten ("Wir zittern immer wieder um Dich") um den Krisenreporter und outete den ORF-Journalisten als großen Perry Rhodan-Fan. Ein sichtlich gerührter Wehrschütz dankte Familie und ORF-Spitze und hob die Bedeutung sozialer Medien für die Berichterstattung aus der Ukraine hervor. Es gebe in der Ukraine kaum Zeitungen, Facebook und Twitter seien deshalb essenzielle Medien und Quellen für seine Arbeit geworden. "Die Ukraine hat fast überall kaputte Straßen, aber in jedem Kaffee gibt es WLAN", so Wehrschütz.

"Wehrschütz zeichnet Mut, Wissen und journalistische Leidenschaft aus", betonte ORF-Chef Alexander Wrabetz anlässlich der Auszeichnung. Zugleich wies Wrabetz darauf hin, dass das ORF-Korrespondentennetz derzeit die "höchste Ausdehnung aller Zeiten" hat. Seit dem Beginn des arabischen Frühlings 2010 hätten die internationalen Brennpunkte deutlich zugenommen. Darauf habe der ORF reagiert, so der Generaldirektor.

"Portisch-Schule"

Nach dem Rundfunkvolksbegehren in den 1960er-Jahren war das noch anders, wie Journalisten-Legende Hugo Portisch berichtete. "Damals gab es im ORF keinen einzigen Auslandskorrespondenten", so Portisch, der danach für den ORF über Jahrzehnte die Welt erklärt hatte. "Furche"-Herausgeber Heinz Nußbaumer umriss in seiner Laudatio die "Portisch-Schule": Check und Re-Check, verständliche Schreibe, Trennung von Meinung und Nachricht, keine persönlichen Verletzungen. "Von Hugo Portisch haben wir gelernt, dass Journalisten nicht Mitspieler oder Regisseure im politischen Geschehen sein sollten, sondern Kuriere. Portisch war dadurch immun gegen die Verlockungen höchster Ämter, die ihm immer wieder angetragen wurden, ein großer Weltbürger, Patriot und bleibender Maßstab als Journalist und Mensch." Portischs Replik: "Ich bin gerührt, dass Sie mich feiern, aber wenn Sie mir erlauben, werde ich noch ein bisschen weiter lebenswerken."

Mit gleich zwei Auszeichnungen wurde der erst Anfang Jänner an Krebs verstorbene "News"-Aufdecker Kurt Kuch geehrt. Kuch gewann in der Kategorie Investigation und erhielt darüber hinaus einen Sonderpreis für sein Engagement gegen den Krebs. Kuchs Preise wurden von dessen Frau Elke entgegengenommen.

Grasl lobt APA für Objektivität

Der Titel "Medienmanager des Jahres" ging an APA-Geschäftsführer Peter Kropsch. ORF-Finanzdirektor und APA-Aufsichtsratsvorsitzender Richard Grasl meinte bei der Verleihung, dass Kropsch mit Eigentümern wie den VÖZ-Medien, dem ORF und Wolfgang Fellners "Österreich" auch den Friedensnobelpreis anstreben könnte. Kropsch habe die APA in der neuen digitalen Medienwelt auf den richtigen Weg gebracht. "Ohne das Nachrichtenagenturgeschäft zu vernachlässigen, wurden neue Geschäftsfelder entwickelt." Und Kropsch weise das nötige Sensorium auf, um die unterschiedlichen Interessen der APA-Eigentümer zu koordinieren. Darüber hinaus sei es gelungen, die APA aus der politischen Diskussion herauszuhalten. "Es gibt in der Öffentlichkeit keine Diskussion darüber, dass die APA nicht objektiv und unabhängig berichten würde", sagte Grasl.

Als "Chefredakteur des Jahres" wurde Rainer Nowak von der "Presse" ausgezeichnet, der damit seinen Vorjahrestitel wiederholen konnte. In den Ressort-Kategorien gewann Christian Ultsch von der "Presse" in der Außenpolitik, Innenpolitik-Journalist des Jahres wurde erneut Andreas Koller von den "Salzburger Nachrichten". Das "profil" war mit Michael Nikbakhsh und Rainer Nikowitz bei Wirtschaft und Kolumnisten erfolgreich, die Kategorie Kultur sicherte sich Norbert Mayer ("Presse"). Der für ORF und "Kurier" tätige Karl Hohenlohe setzte sich im Bereich Unterhaltung durch und Christian Hackl vom "Standard" bei den Sport-Journalisten. Fotografin des Jahres wurde Barbara Gindl von der APA. Die Kategorie "Aufgefallen" gewannen Datenjournalist Florian Gossy sowie Helge Fahrnberger von "kobuk.at". Weitere Sonderpreise gingen an Fritz Jergitsch ("DieTagespresse.com") für Satire und Silvia Jelincic ("Fisch+Fleisch") für Innovation.

"Lokaljournalisten des Jahres"

Für die einzelnen Bundesländer wurden vom "Journalist" auch heuer wieder die "Lokaljournalisten des Jahres" prämiert. Für Vorarlberg war das Andreas Feiertag ("Vorarlberger Nachrichten"), in Tirol Christian Willim ("Kurier"), in Salzburg Karin Portenkirchner ("Salzburger Nachrichten"), in Oberösterreich Christopher Buzas ("Oberösterreichische Nachrichten"), in der Steiermark Marcel Fischer (Radio Soundportal), in Kärnten Christian Wetternig ("Kleine Zeitung"), in Niederösterreich Christian Trinkl ("Bezirksblätter"), im Burgenland Patricia Spieß (ORF) und in Wien Birgit Wittstock ("Falter"). (APA, 12.2.2015)