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Nach ein paar Stunden on air wieder weg: der unabhängige Nachrichtenkanal Al-Arab News.

Foto: AP / Hasan Jamali

Manama/Wien – "Wir können von hier aus frei operieren", wurde Jamal Khashoggi, Generalmanager des TV-Nachrichtensenders Al-Arab News, von der New York Times zitiert. Nach monatelangen Vorbereitungen, Personalsuche (260 Angestellte) und Großinvestitionen in das Hauptquartier in der bahrainischen Hauptstadt Manama und Redaktionen auf der ganzen Welt ging der Kanal Anfang Februar auf Sendung. Wenige Stunden später kamen nur noch Werbeeinschaltungen und die Nachricht, dass das Programm "aus technischen und administrativen Gründen" unterbrochen werden müsse. Man werde aber bald zurück sein, "inshallah". Dann war auch das weg.

Und zu Beginn dieser Woche war der ganze Sender weg: von den Behörden in Bahrain geschlossen. Von fehlenden Genehmigungen war die Rede, aber das Problem war einer der ersten Nachrichtenbeiträge: Al-Arab hatte berichtet, dass Bahrain (wieder einmal) gleich 72 Oppositionellen die Staatsbürgerschaft entzogen hatte, und interviewte den früheren Abgeordneten der schiitischen Al-Wefaq-Partei, Khalil al-Marzuq, der dies als Menschenrechtsverletzung kritisierte. Ein Rauschen war daraufhin durch den gleichgeschalteten bahrainischen Blätterwald gegangen, besonders in Akhbar al-Khaleej war die Einladung eines "Extremisten" als Zumutung für "den arabischen Zuseher" kritisiert worden.

Keine Premiere für Khashoggi

Damit endet einstweilen das neue Experiment Jamal Khashoggis, des saudi-arabischen Journalisten, einen unabhängigen Nachrichtensender zu gründen. Khashoggi testet immer wieder die journalistischen Grenzen aus – und bekommt immer wieder einen Schuss vor den Bug. So war er 2003 ganze 52 Tage lang Chefredakteur von Al-Watan – bis er etwas über den Einfluss des konservativen klerikalen Establishments auf die saudische Politik publizierte. Ein paar Jahre später wiederholte sich das Spiel: Khashoggi übernahm 2007 Al-Watan neuerlich und musste 2010 wieder gehen.

Al-Arab war das richtige Projekt für ihn, es sollte sich abheben von den Marktführern Al Jazeera, dem Sprachrohr der katarischen Politik, und Al Arabiya, das eine gemäßigte saudi-arabische Linie vertritt. Al-Arab wird zwar auch von einem Saudi finanziert und sogar einem Prinzen, es handelt sich mit Al-Walid bin Talal, einem Neffen des verstorbenen und des jetzigen Königs, jedoch um einen Kritiker der Zustände.

Der Aussage des Oppositionellen Marzuq wird indes durch die Schließung des Senders viel mehr internationale Aufmerksamkeit zuteil. Anfang des Jahres kam es wieder zu Protesten im Inselstaat, nachdem Wefaq-Chef Ali Salman verhaftet worden war. Auch die USA meldeten sich kritisch zu Wort.

In Bahrain regiert ein sunnitisches Königshaus eine schiitische Bevölkerungsmehrheit. Als 2011 Proteste im Rahmen des Arabischen Frühlings ausbrachen, sandte Saudi-Arabien Truppen zu Hilfe. Der Iran wird beschuldigt, hinter den Unruhen zu stehen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 13.2.2015)