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Training des Nihon-Universitätsteams in Tokio. Gleich kommt es zum Zusammenprall zwischen Sayaka Matsuo (re.) und Shiori Kanehira.

Foto: Picturedesk/AFP/Toshifumi Kitamura

Tokio - "Ich ernähre mich vor allem von Cornflakes", sagt die knapp 60 Kilogramm schwere Anna Fujita, eine Zukunftshoffnung des japanischen Traditionssports Sumoringen. Wie etliche andere graziöse, filigrane junge Damen, die auf ihre Linie achten. Ein ziemlicher Gegensatz zu den männlichen Kämpfern, die Tagesrationen von 20.000 Kalorien vertilgen - das entspricht zum Beispiel 60 Hotdogs.

"Dass Frauen nicht in den nationalen Dojo dürfen, ist verständlich, das ist die Domäne der Götter", sagt Toshiaki Hirahara, Trainer des Universitätsteams von Tokio. Es ist nicht einmal hochrangigen Politikerinnen erlaubt, zur Siegerehrung das Dojo, die Übungshalle, zu betreten. Doch die Amateurturniere haben anscheinend nichts mit Göttern zu tun, und da sind Frauen plötzlich sehr willkommen. "Wenn man an Sumo denkt, dominiert das Bild eines Sports für übergewichtige Männer, das müssen wir ändern", betont Hirahara.

Die Krise im Kreis

Das Sumoringen, einst Wahrzeichen des ostasiatischen Staates, steckt in Japan tief in der Krise. In den vergangenen Jahren erschütterte eine Reihe von Manipulationsskandalen die 2000 Jahre alte Sportart. Der japanische Sumoverband will mit den Frauen das angeschlagene Image des Nationalsports aufpolieren.

Dazu können Frauen wie Sayaka Matsuo beitragen, die mit 19 Jahren und 60 Kilogramm schon eine der besten Sumoringerinnen im Lande ist. Sie schiebt problemlos zweieinhalbmal so schwere Gegnerinnen aus dem Ring. Sie hat eine Radlerhose an, darüber einen Gürtel, den "Mawashi". Die Hocke bei der Kampfstellung gleicht jener bei den Männern. "Das Schlimmste ist der erste Zusammenprall", sagt Matsuo. "Das tut weh, und dabei verletzt man sich leicht. Doch mit Übung wird man stärker." Ihr Vater war professioneller Sumoringer, und sie war fünf, als sie anfing.

Frauensumo wurde in Japan seit dem 17. Jahrhundert als erotisch angesehen. Wegen vermuteter Nähe zum Rotlichtmilieu wurde es mehrmals als unmoralisch verboten. Die Veranstaltungen dienten als Parodie vor allem der Belustigung der Zuschauer. Erst seit 1997 wird Frauensumo in Japan offiziell anerkannt. Der ganz große Durchbruch ist den Frauen aber noch nicht gelungen. In ganz Japan gibt es lediglich 300 Sumoringerinnen. (APA, AFP, mdt, DER STANDARD, 13.2.2015)