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Online einkaufen, die Rechnungen bezahlen und mit den Enkerln skypen: Im Netz - mobil oder via Smartphone - sind nicht nur die Jungen unterwegs.

Foto: Reuters

Wien - Da stehen und drängeln sie an der Supermarktkasse. Doch der junge Mann mit Hipster-Brille und Umhängetasche nestelt ewig im Geldbörserl herum und sucht nach Münzen. Die zierliche grauhaarige Dame, die die Bankomatkarte zückt, zeigt dann den Youngstern, wie der kontaktlose Bezahlhase so läuft. Die Werbung hat sie schon längst entdeckt - die Senioren. Auch den Banken ist klar, dass an der Zielgruppe 60 plus kein Weg vorbeiführt. Auch nicht, wenn es um das Online-Banking geht.

Etwas mehr als die Hälfte aller Österreicher nutzt Online-Banking, ob als App auf dem Smartphone oder über die Webportale der Banken. Die aktivsten Online-Banker sind zwischen 25 und 34 Jahren alt, in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen nutzten immerhin 35,7 Prozent im Jahr 2014 Internet-Banking, geht aus einer Erhebung der Statistik Austria hervor.

Die Zahlen decken sich auch weitgehend mit dem, was die Banken selbst erheben. Ein Rundruf bei vier österreichischen Banken (Bank Austria, Erste Group, Raiffeisen, Bawag) ergibt ein recht einheitliches Bild: Die größte Gruppe an Online-Nutzern im Bankenbereich befindet sich im Alter zwischen 30 und 50. Ungefähr ein Viertel der Bankkunden, die älter als 60 sind, nutzen das Online-Angebot. Tendenziell nimmt die Nutzung ab, wenn es in Richtung des 80. Geburtstages geht.

Rasantes Wachstum

Seniorinnen und Senioren sind jedoch die Spitzenreiter, wenn es um Wachstumsraten bei der Internetnutzung geht: Während in allen anderen Altersgruppen von 2013 auf 2014 nur marginal mehr Internetnutzer dazugekommen sind, stieg die Zahl der Anwender bei den 65- bis 74-Jährigen um sechs Prozent.

Das liegt sowohl am demografischen Wandel als auch daran, dass generell immer mehr ältere Menschen das Internet nutzen. Nicht zuletzt der Siegeszug von Tablets und Smartphones lässt die "Silver Surfer", wie die Gruppe älterer Internetnutzer auch genannt wird, lieber im Netz stöbern. Einfachere Bedienung der Endgeräte ist das Schlüsselwort.

Zurück zum Online-Banking. Ältere Nutzer sind nicht wesentlich anders als ihre jüngeren Kollegen. Wie Andreas Wohlmuth, Generalsekretär des Pensionistenverbandes, erklärt, geht es nicht darum, Extrawürste für Senioren einzuführen. Eine leicht verständliche Menüführung, Begriffe, bei denen man nicht lange überlegen muss, was sie denn bedeuten, oder die Möglichkeit, die Schriftgröße zu verändern, das helfe nicht nur den älteren Semestern.

Für Wohlmuth ist ohnehin klar: Es gibt jene, die Online-Banking selbstverständlich nutzen: "Die rufen dann um kurz nach acht an, weil sie schon um vier oder fünf Uhr früh gecheckt haben, ob denn die Rente schon überwiesen wurde. Und wenn nicht, klingelt bei mir das Telefon." Aber es gibt auch jene, die Online-Banking nie und nimmer angreifen wollen. Aus Sicherheitsbedenken heraus, oder weil die Hürde ins Internet generell zu hoch ist.

Die onlineaffinen Senioren profitieren von kleinen Helferlein. Zum Beispiel, wenn es um die berüchtigte IBAN geht. Die elendslange Zahl aus Kontonummer, Länderkennung und Bankleitzahl richtig in die Kasterln einzutragen sorgt vielerorts für Ärger. QR-Codes auf Zahlscheinen können da helfen. Mit dem Smartphone abfotografiert, wird eine fertige Überweisung generiert und kann über die jeweilige Banken-App abgeschickt werden.

Weit mehr als eventuelle Probleme beim Online-Banking mache Senioren aber die Schließung einzelner Filialen zu schaffen, sagt Wohlmuth. Wenn die Bankzweigstelle um die Ecke zusperrt, kann der Weg zur nächstgelegenen mitunter umständlich werden, vor allem für jene, die im Alter nicht mehr ganz so mobil sind. (Daniela Rom, DER STANDARD, 13.2.2015)