Salzburg - Spielschulden im Internet und das freie Zocken an der Börse sollen einen ehemaligen Mitarbeiter der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg dazu gebracht haben, Geld seines Arbeitgebers zu veruntreuen. Mehr als sieben Jahre lang überwies sich der Leiter der Finanzabteilung immer wieder Geld auf sein eigenes Konto, insgesamt rund 180.000 Euro. Am Donnerstag wurde der 55-Jährige von einem Schöffensenat wegen Untreue unter Ausnutzung einer Amtsstellung zu einer bedingten Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt, zudem muss er den entstandenen Schaden zurückzahlen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Laut Anklage hatte der Mann zwischen Juni 2004 und April 2011 mit acht Überweisungen Geld abgezweigt. Er soll fingierte Rechnungen gestellt, vorhandene Rechnungen doppelt ausgezahlt oder Forderungen an sich selbst statt an den Gläubiger überwiesen haben. Auf Basis realer Forderungen etwa von Reinigungsfirmen oder Energielieferanten legte er sich im Buchhaltungssystem selbst als Gläubiger an und überwies die Beträge auf das eigene Gehaltskonto.

Keine Kontrolle in Abteilung

Obwohl einige Lieferanten oder Dienstleister kein Geld sahen, fiel die Malversation niemanden auf. Pro Rechnungsjahr seien 3.500 bis 4.000 Belege bearbeitet worden. Eine Prüfung aller Überweisungen sei da nicht erfolgt, schilderte der Angeklagte. "Das System hat das erlaubt, aber das soll meine Handlungsweise nicht rechtfertigen", betonte der ehemalige Finanzchef. "Mit mehr Kontrolle oder einem zweiten Mitarbeiter in der Abteilung wäre die Veruntreuung früher aufgefallen."

Erst als Elfriede Windischbauer im Oktober 2012 neue Rektorin der PH Salzburg wurde, bemerkte sie die Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung und erstattete Anzeige.

Er habe sich in einer "auswegslosen Situation" befunden, deshalb habe er begonnen, Gelder abzuzweigen, erklärte der Angeklagte. Mit der Öffnung des Finanzmarktes sei es auch für Privatpersonen leicht geworden, von zu Hause aus mit Aktien zu spekulieren. Das sah der 55-Jährige als lukratives Nebeneinkommen.

"Schattenleben" geführt

Er dürfte aber kein besonderes Gespür für die Finanzgeschäfte bewiesen haben, denn die Verluste häuften sich. Seine Familie habe von seiner Spielsucht und dem "jahrelang unterdrückten Schattenleben" nichts gewusst. Erst als 2011 seine Kreditkarte gesperrt wurde und an der PH ein neues Kassenführungssystem eingeführt wurde, habe er aufgehört.

Nach Auftauchen der Malversationen wurde der Buchhalter im März 2013 fristlos entlassen. Nun will er schnell neue Arbeit finden, um den entstandenen Schaden zu begleichen, beteuerte er vor Gericht. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 13.2.2015)