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Deutschland schrammte im vergangenen Sommer an einer Rezession vorbei. Ein kräftiger Wachstumsschub zu Jahresende verhilft zu einem Comeback.

Foto: AP/Koch

Brüssel - Nach Finanzkrise und Schuldenkrise ist die Eurozone als Ganzes aus dem Gröbsten heraus - auch weil Deutschland als Wirtschaftsprimus kräftig wächst. Allerdings ist die Entwicklung in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich.

Angetrieben vom Wachstumsmotor Deutschland hat die Konjunktur in der Eurozone Ende 2014 insgesamt etwas stärker zugelegt als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. Im Gesamtjahr wuchs die Wirtschaftsleistung im Währungsraum zwischen Lissabon und Helsinki um 0,9 Prozent zu.

Deutschland als Taktgeber

Deutschland war als größte Volkswirtschaft der Währungsunion der Taktgeber für das Wachstum im Schlussquartal und legte weit überdurchschnittlich um 0,7 Prozent zu. Damit wuchs die Wirtschaft genauso stark wie in den USA. Auch Spaniens Bruttoinlandsprodukt legte im gleichen Umfang zu, während Frankreich nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent schaffte und Italiens Wirtschaft stagnierte. Griechenlands Wirtschaft schrumpfte um 0,2 Prozent. Begünstigt vom niedrigen Ölpreis und einer von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgelösten Geldschwemme sind die Wachstumsaussichten für die Währungsunion in diesem Jahr gut: Nach Prognose der EU-Kommission wird die Konjunktur um 1,3 Prozent zulegen.

Nach wie vor verteilt sich das Wachstum allerdings ungleichmäßig. Estland wuchs im vierten Quartal mit 1,1 Prozent am stärksten, gefolgt von Deutschland und Spanien mit je 0,7 Prozent. Dagegen erhöhte sich die Wirtschaftsleistung in Frankreich und Österreich um lediglich 0,1 Prozent. Die Nummer drei im Euroraum, Italien, stagnierte. Rückläufig war die Wirtschaftsleistung in Zypern (minus 0,7 Prozent), Finnland (minus 0,3 Prozent) und Griechenland (minus 0,2 Prozent).

Ein Überblick über die großen vier der Eurozone

DEUTSCHLAND: Konjunkturlokomotive in Europa. Schrammte im vergangenen Sommer noch an einer Rezession vorbei, feiert aber ein Comeback, dank eines kräftigen Wachstums zum Jahresende hin. Wichtigste Säule: Der private Konsum, der von Lohnerhöhungen und den Beschäftigungsrekorden am Arbeitsmarkt gestützt wird.

FRANKREICH: Die Nummer zwei der Eurozone steckt in einer wirtschaftlichen Lähmung. Kaum Wachstum. Größtes Problem ist die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Die Regierung steckt deswegen in der Zwickmühle, denn sie muss massiv sparen, um das ausufernde Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen.

ITALIEN: Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kommt nicht aus dem Tal heraus. Stagnation zum Jahresende 2014, Arbeitslosigkeit auch dort auf Rekordhoch. Hat noch viele Reformen vor sich - wehrt sich aber auch gegen strikte Sparvorgaben der EU.

SPANIEN: Das einstige Krisenland scheint über den Berg. Die viertgrößte Ökonomie in der Eurozone wuchs zum Jahresende so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Leidet allerdings immer noch unter einer extrem hohen Arbeitslosigkeit. (APA, 13.2.2015)