Wien - Emsige Betriebsamkeit herrscht derzeit bei den österreichischen Volksbanken. Zur Erfüllung der Vorgaben, aus 41 kleinen Volksbanken acht große zu machen, fehlen sieben Instituten noch die Gremialbeschlüsse. Die Zeit drängt. Der Chef des Spitzeninstituts Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG), Stephan Koren, hat angekündigt, den säumigen Banken die Dienstleistungsverträge zu kündigen. Zwei Volksbanken (Osttirol und Almtal in Oberösterreich) haben sich gegen das Fusionsmodell des Sektors ausgesprochen, die fehlenden sieben müssen ihre Beschlüsse in den nächsten drei Wochen liefern.

Die abtrünnigen Institute werden sich die Dienstleistungen des Spitzeninstituts (wie Wertpapierabwicklung oder Zahlungsverkehr) außerhalb des Sektors besorgen müssen.

Durchgefallen

Bis Juni muss die ÖVAG, die beim Stresstest durchgefallen ist, in eine Abbaugesellschaft abgespalten sein. Diese Entwicklung wird allseits mit Argusaugen beobachtet. Die Ratingagentur Moody's hat ihre ÖVAG-Prüfung ausgeweitet. Wegen des großen Kapitalmangels könnten die Behörden auch zu "umfassenderen Restrukturierungsmaßnahmen, die alle Gläubiger betreffen" greifen, begründete Moody's diesen Schritt Donnerstagnacht. Die ÖVAG entwarnte so: "Der Spaltungsplan der ÖVAG sieht vor, die Verbindlichkeiten der ÖVAG bei Fälligkeit plangemäß zu bedienen."

Der Hintergrund: Die Aufsichtsbehörde EZB hat dem Volksbankensektor einen Entwurf geschickt, wonach er bis Ende Juli eine Kernkapitalquote von 14,6 Prozent erreichen müsse. Da die ÖVAG aber bis Juni sowieso abgespalten wird, hofft man in Wien, eine Kapitalunterschreitung bis zum Abspaltungszeitpunkt nachgesehen zu bekommen. Diese Hoffnung dürfte sich nun erfüllen.

Wie der Standard aus Aufsichtskreisen erfahren hat, hat die EZB ihren informellen Entwurf nun ebenso informell wieder zurückgenommen. Die 14,6-Prozent-Vorgabe gebe es in dieser Form nicht mehr. Die Österreicher hätten in Frankfurt klarmachen können, dass die Abspaltung der ÖVAG aus technischen Gründen nicht schneller machbar sei. (gra, DER STANDARD, 14.2.2015)