N'Djamena - Die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram hat erstmals eine Attacke im Nachbarland Tschad verübt. Kämpfer der Miliz überquerten in der Nacht zum Freitag den Tschad-See und töteten in der Stadt Ngouboua mindestens zehn Menschen, wie aus Kreisen der Sicherheitskräfte verlautete. Andere Agenturen berichteten unter Berufung auf Augenzeugen und Sicherheitskräfte von mindestens fünf Toten.
Zwei Drittel der Stadt, in der in den vergangenen Wochen rund 7.000 Nigerianer auf der Flucht vor Boko Haram untergekommen waren, wurden niedergebrannt. Die Angreifer seien mit drei Kanus von See her gekommen und hätten rund zehn Menschen getötet, bevor sie von der Armee vertrieben worden seien, sagte ein Bewohner des Dorfes.
Sie hätten "auf alles geschossen, was sich bewegte", sagte Militärsprecher Azem Bermandoa Agouna. Anschließend seien sie Richtung Nigeria geflüchtet. Der Angriff auf das Nachbarland ist eine Reaktion der Islamistenmiliz auf das Eingreifen der Armee des Tschad in den Kampf gegen Boko Haram in Nigeria.
Bei zwei Angriffen der Islamistengruppe im Nordosten Nigerias wurden unterdessen mindestens 21 Menschen getötet. Kämpfer der Miliz hätten am Vortag die Orte Akida und Mbuta im Bundesstaat Borno attackiert und dabei insgesamt 21 Bewohner getötet, sagten ein Behördenvertreter und ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Freitag.
Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete Boko Haram bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen. Die Terrormiliz hatte in jüngster Zeit auch Nigerias Nachbarn Niger und Kamerun angegriffen. Daraufhin entsandten inzwischen Kamerun, der Niger und der Tschad Truppen für den Kampf gegen Boko Haram in Nigeria. Angesichts des Übergreifens des Konflikts beschlossen die Anrainerstaaten des Tschad-Sees vor wenigen Tagen den Aufbau einer 8.700 Mann starken Eingreiftruppe gegen Boko Haram. (APA, 13.2.2015)