
"Als ob die Welt untergegangen wäre." So beschreibt ein US-amerikanischer Fotograf und Aktivist, der unter dem Pseudonym Seph Lawless arbeitet, seine Eindrücke von dem, was von der Rolling Acres Mall im US-Bundesstaat Ohio übrig ist.
Lawless wuchs in der Nähe des Einkaufszentrums auf, das 1975 gebaut wurde und einst 140 Geschäfte inklusive Kino und Aquarium beherbergte. Hier verbrachten die Jugendlichen aus der Gegend ihre Freizeit. Doch die Zeiten haben sich geändert: In den 1990ern zogen die ersten Mieter aus, ab 2008 waren nur noch zwei davon übrig. Seit etwas mehr als einem Jahr steht alles leer.

Die Dachfenster sind mittlerweile so baufällig geworden, dass sie bei einem Schneesturm vor wenigen Tagen eingedrückt wurden. Für Lawless sind Einkaufszentren nostalgische Orte. Früher seien Menschen hierher gekommen, um andere Menschen zu treffen: "Das waren Orte der Gemeinschaft."

Heute kämpfen viele Malls im ganzen Land ums Überleben. Nach einem Fotoprojekt über das Shoppingcenter im Vorjahr hat die Rolling Acres Mall viel mediale Aufmerksamkeit erhalten.
Manche Menschen wollten sich selbst ein Bild vom leeren Shoppingtempel machen. "Viele haben sich dabei verletzt oder wurden verhaftet", sagt Lawless. Auch er selbst sei vergangenes Jahr beim Betreten des Geländes verhaftet worden. Auch von Einschusslöchern an den Wänden und gar dem Fund einer Leiche liest man, wenn man lange genug danach sucht. "Es ist unheimlich leise dort - und wunderschön", sagt Lawless.

Verlassene Gebäude hätten ihn schon immer fasziniert. Er will mit den Fotos auch die wirtschaftlichen Probleme der USA dokumentieren: "Das ist eine treffendere, ehrlichere Darstellung meines Landes." Und eine verletzlichere.

2009 sollte die Rolling Acres Mall versteigert werden - aber niemand gab ein Gebot ab. 2010 schlug ein kalifornisches Unternehmen zu.

Seither liegt es mit der Stadt Akron im Steuer-Clinch, angeblich droht in wenigen Wochen eine Zwangsversteigerung. "Noch heuer wird die Mall abgerissen", glaubt Lawless zu wissen.
Er will nun auch andere verlassene Einkaufszentren ablichten - auch in anderen Ländern. Vielleicht ja auch das Uno Shopping in Leonding, das seit Jahren einer Geisterstadt gleicht. (zof, derStandard.at, 13.2.2015)
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Lawless' Fotoband "Black Friday"
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