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NBA-Chef Adam Silver weiß, wo noch ein Reibach zu machen ist.

Foto: AP/Burton

New York - Das Thema Sportwetten war für die Chefs der nordamerikanischen Profiligen und die Teambesitzer der 122 Clubs bisher streng tabu. Geld auf den Ausgang einer Partie in der NFL, NBA, NHL oder MLB zu setzen? Nein, das gefährde die Integrität des Spiels. Lediglich im Bundesstaat Nevada mit seinem Spielerparadies Las Vegas ist Gambling per Gesetz erlaubt.

Das Verbot könnte künftig fallen. Adam Silver, Commissioner der Basketball-Liga NBA, hat sich dafür stark gemacht, Sportwetten auch in anderen Bundesstaaten zu legalisieren. "Sportwetten sollten aus dem Untergrund hervorgeholt und ans Tageslicht gebracht werden, sodass sie entsprechend beaufsichtigt und gesteuert werden können", hatte Silver bereits im November der "New York Times" gesagt.

In der alle 14 Tage erscheinenden Zeitschrift "ESPN The Magazine" hat es Silver in dieser Woche mit dem Thema sogar auf die Titelseite geschafft. Im dunklen Anzug und mit dunkelroter Krawatte rückt sich der 52-jährige Glatzkopf auf dem seitenfüllenden Foto die Brille zu Recht. Das Bild drückt Entschlossenheit aus. Die Überschrift dazu ist passend: "Die Multi-Milliarden Dollar-Schatten-Industrie, vor der sich jeder fürchtet - außer dieser Mann".

Lieber mitnaschen

Allerdings ist es durchaus verwunderlich, dass ausgerechnet die NBA den ersten Schritt macht. Vor siebeneinhalb Jahren erschütterte der Skandal um Schiedsrichter Tim Donaghy die Liga. Der Referee hatte 2007 zugegeben, auf von ihm geleitete Spiele gewettet zu haben.

Das FBI untersuchte den Fall, der Aufschrei war groß und der damals amtierende Liga-Boss David Stern sichtlich gezeichnet, als er am 24. Juli 2007 vor die Presse trat und von der "schwerwiegendsten und schlimmsten Situation" sprach, die er "jemals als NBA-Fan, NBA-Anwalt oder NBA-Commissioner erlebt" habe.

Doch seitdem ist einiges passiert. Legale Fantasy-Ligen haben enormen Zulauf und das Interesse an Sportwetten in Las Vegas ist ebenfalls überdurchschnittlich schnell gewachsen. Zudem gab es stets illegale Wettanbieter. Die Liga kam zum Entschluss, die Entwicklung nicht stoppen zu können - deshalb will man sie zumindest einflussreich kontrollieren.

"Der beste Weg für uns, die Integrität überwachen zu können, ist es, Sportwetten in die Richtung legaler Wett-Organisationen zu bewegen, damit man es verfolgen kann. Das ist ein pragmatisches Vorgehen", meint Silver. Unterstützung bekommt er von seinem Vorgänger, Stern, sowie Dallas Mavericks-Besitzer Mark Cuban.

Astronomische Summen

Es sei wichtig, dass die MLB sich ein paar neue Gedanken zu dem Thema mache, meinte der neue Commissioner der Major League Baseball, Rob Manfred, vorsichtig. Die Football-Liga NFL verweigerte bisher jeglichen Kommentar. Gary Bettman, Boss der Eishockey-Liga NHL, glaubt, dass es noch "jeder Menge Diskussionen" bedürfe, ehe Sportwetten legalisiert werden könnten.

Die Thematik hat auch die Politik erreicht. Vier Bundesstaaten - New Jersey, New York, Indiana und South Carolina - haben sich dafür eingesetzt, Sportwetten zu erlauben. Auch Silver weiß, dass weder Land noch Bundesstaaten mit ihren Gesetzen das boomende Business stoppen können.

Im Jahr 2013 wurden laut "ESPN The Magzine" 1,05 Milliarden Dollar legal auf NBA- und College-Basketballspiele verwettet. Auf dem illegalen Markt war nach Angaben der Amerikanischen Spiele-Vereinigung das 132-fache dieser Summe im Umlauf: 138,9 Milliarden Dollar. (APA/red, 13.2.2015)