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In technischen Studien ist der Anteil von Frauen nach wie vor gering.

Foto: apa/Europäische Kommission

Wien - Ob "1000 Euro statt Blumen" oder "Technik-Queen" - die Namen vieler Förder- und Infoprogramme sprechen eine Sprache, die sie selbst bekämpfen wollen. Denn all die Angebote, die Frauen ermutigen sollen, vor allem in die Technik zu gehen, stehen kämpfen gegen Stereotype an, die bereits im Kindesalter erlernt werden: Buben spielen mit Bauklötzen und Mädchen Prinzessin. Bei einem Blick auf die noch immer niedrigen Zahlen von Frauen in technischen Studiengängen könnte man außerdem den Vorwurf wagen, dass die Programme ihr Ziel nicht erreicht haben.

"So einfach ist es nicht", sagt Viktoria Enk, die sich in ihrer Freizeit für das Programm Frauen in die Technik (FIT) einsetzt. Sie besucht dann als Botschafterin Schulklassen und informiert Mädchen über Studiengänge und Jobchancen in der Technik.

Für Enk, die gerade ihre Masterarbeit in Biotechnologie und Biomedizin an der Universität für Veterinärmedizin Wien schreibt, ist es vor allem wichtig, den Jugendlichen Information zu bieten und neue Perspektiven zu öffnen: "Viel zu oft weiß man gar nicht, was man überhaupt für Möglichkeiten hat, seine Interessen zu verfolgen", sagt Enk. Bei ihr geschah das damals durch einen Neigungstest. "Da kam mir erstmals die Idee, in den technischen Bereich zu gehen."

Mut machen

Außer für genug Information zu sorgen, sei es aber speziell bei Mädchen wichtig, ihnen Mut zu machen: "Als ich mich mit 13 dafür entschied, mich an einer chemischen HTL anzumelden, kam viel Widerstand aus meinem Umfeld", erinnert sich Enk. Sie ließ sich davon nicht beirren, kann sich aber vorstellen, dass es bei anderen Mädchen ausschlaggebend ist, doch nicht in die Technik zu gehen.

Der dritte Punkt, der für Enk bei ihren Schulbesuchen wichtig ist, ist, aufzuzeigen, wie vielfältig Technik ist. "Technik ist nicht nur Mechatronik - sondern auch Bauingenieurswesen oder Life-Sciences. Vielleicht hat eine ja schon immer davon geträumt, ein Hochhaus zu bauen. Ich kann dann die Information liefern, dass Hoch- und Tiefbau das richtige Studium ist", sagt Enk.

Enk setzte ihren Kurs nach der Matura fort: Zunächst absolvierte sie einen Bachelor in Chemie in Irland, am Technikum in Wien dann den Master in Tissue-Engineering. "Wir waren ein richtiger Weiberhaufen", erinnert sie sich an die Studienzeit an der Fachhochschule. "Bei den Jahrgängen über oder unter uns war das nicht so. Professoren waren oft überrascht, wenn sie in den Hörsaal kamen." Gerade in Bereichen wie der Biotechnologie habe man in den letzten Jahren aber beobachten können, dass immer mehr Frauen Ausbildungen beginnen.

FIT-Programm

Durch FIT fand auch Titanilla Komenda an die Fachhochschule und in die Technik. Als Maturantin interessierte sie sich für viele Dinge: Latein, Mathe oder doch an die Grafische? Die Entscheidung fiel ihr schwer, die FIT-Tage am Technikum halfen ihr entscheidend weiter: "Ich wusste damals zwar nicht, was Mechatronik ist, aber es kam mir zukunftsweisend und interessant vor", erinnert sich Komenda, die nach dem Bachelor auch den Master in Mechatronik und Robotik absolvierte. Das FIT-Programm hält sie für wichtig: "Viele Frauen brauchen einen Stupser."

Komenda war 2008/2009 außerdem Preisträgerin von "1000 Euro statt Blumen", einem Stipendium, das vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie gemeinsam mit dem Technikum Wien und der Fachhochschule Kärnten vergeben wird. Erhalten können das Stipendium Studentinnen eines Vollzeitstudiengangs, der Notendurchschnitt muss unter 1,5 liegen. Die jeweils besten fünf bekommen - der Name ist Programm - tausend Euro Förderung, und die Studiengebühren eines Studienjahres werden ihnen refundiert. Ziel ist es, "engagierte Technikerinnen vor den Vorhang zu holen", wie es auf der Website heißt.

1000 Euro statt Blumen richtet sich im Gegensatz zu den FIT-Programmen an Frauen, die bereits im Studium sind. In die gleiche Richtung gehen auch Mentoringprogramme, die ebenfalls von einigen FHs als Fördermöglichkeit für Frauen angeboten werden.

Das Technikum bietet Kooperationen mit IBM und Microsoft. Sabine Kuchelbacher bewarb sich in ihrem letzten Studienjahr für das Microsoft-Mentoring: "Für mich war das eine super Chance", sagt die Absolventin des Studiengangs Internationales Wirtschaftsingenieurswesen. "Natürlich ging es bei den Treffen mit meiner Mentorin auch oft um Frauen und die Möglichkeiten in meinem Bereich", erinnert sie sich an das Mentoring. Kuchelbacher gefiel die lockere Atmosphäre, manchmal traf man sich auch im Kaffeehaus, weshalb nach den drei Monaten Mentoring der Kontakt bestehen blieb. "Gerade für Frauen kann diese Art von Vernetzung beim Jobeinstieg wichtig sein", sagt Kuchelbacher. (Lara Hagen, DER STANDARD, 14.2.2015)