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David Thomas, Gründer von Pere Ubu, die ihr neues Album nun zweimal live in Österreich vorstellen.

Foto: Reuters/Alex Halada

Pere Ubu gehört zu den Fixsternen im Postpunkuniversum. Mastermind David Thomas initiierte bereits 1974 in Cleveland die Protopunkkapelle Rocket From The Tombs. Mit der Gründung von Pere Ubu im folgenden Jahr etablierte er einen avantgardistischen Garagensound zwischen Stooges-Rohheit, Postpunkelektronik, Musique concrète und atonalen Verstörungseffekten.

Immer wieder hat Thomas es geschafft, seine Platten innerhalb dieses stilistischen Bogens spannend zu halten. Das gelingt auch auf dem 18. Studioalbum von Pere Ubu, das zweimal live in Österreich vorgestellt wird. Bislang galt Raymond-Chandler-Fan Thomas vor allem als Kenner des Film noir, der Titel der aktuellen Platte, Carnival Of Souls, weist in Richtung eines anderen Genres. So heißt nämlich ein Low-Budget-Horrorfilm von 1962, der einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf spätere Kultstreifen wie George A. Romeros Night Of The Living Dead oder Blue Velvet von David Lynch hatte.

Ein Großteil des Albummaterials basiert auf dem teilweise improvisierten Live Soundtrack zu Carnival Of Souls, den Pere Ubu 2013 beim East London Film Festival spielten. In alter Pere-Ubu-Tradition stellt Thomas auf Carnival Of Souls ein neues Mitglied vor: Dixieland-Klarinettist Daryll Boon, den Thomas in einem Pub im englischen Hove aufgabelte - im Live Quintett wird er allerdings fehlen. Seine warmen Töne hellen etwa Golden Surf II auf und beleben Carnival, einen Mix aus Steve-Albini-mäßigem Schlagwerk und Van der Graaf Generator. Auf Road To Utah wird das Intro zum Sonics-Protopunkhit Strychnine zitiert. Ein intensiv-druckvolles, lyrisches Werk, das im Plattenschrank auch gut neben die späteren Residents gestellt werden kann. (dog, DER STANDARD, 14.2.2015)