Der Tod ist wohl das emotionalste Thema im Leben. Er ist unverhandelbar, er betrifft und trifft jeden. Man kann sich Fragen zu einem Sterben in Würde nicht stellen, ohne etwas dabei zu empfinden. Trotzdem ist es möglich, eine sachliche Debatte über den Begriff Sterbehilfe, die geringe Verbreitung von Patientenverfügungen, die mangelnde Palliativversorgung in Österreich und die Beihilfe zum Suizid zu führen.

Dass das geht, lässt sich an dem Papier ablesen, das die Bioethikkommission diese Woche zum Thema "Sterben in Würde" vorgelegt hat. Es stellt auf 31 Seiten dar, zu welchen Schlüssen die 25 Kommissionsmitglieder - darunter Ärzte, Theologen und Philosophen - gekommen sind und in welchen Punkten die Meinungen auseinandergingen. Jede Perspektive erhält ihren Raum.

Die Empfehlung der Mehrheit der Kommission, Assistenz zum Suizid in Ausnahmefällen zu legalisieren, lässt aber viele Fragen offen: Kann man Ausnahmen gesetzlich als solche definieren? Kann man Angehörigen zumuten, jemandem todbringende Medikamente auszuhändigen? Oder Ärzten? Vielleicht stünde am Ende einer politischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen ein klares Nein. Es gleich vorab zu formulieren, so wie es die parlamentarische Enquete-Kommission, Vertreter der ÖVP und die Ärztekammer taten, verunmöglicht aber jegliches Befassen damit. Sterben müssen wir. Die Frage bleibt, wie. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 14.2.2015)