Bagdad - Die Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) hat am Freitag die Stadt Al-Bagdadi in der westirakischen Provinz Anbar erobert. Die Ortschaft am Ufer des Euphrat, die als eine der letzten Städte in Anbar nicht in der Hand der Jihadisten war, sei nun unter ihrer Kontrolle, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Zuvor war ein Angriff auf einen nahegelegenen Luftwaffenstützpunkt zurückgeschlagen worden, auf dem US-Soldaten irakische Streitkräfte ausbilden. Der Pentagon-Sprecher John Kirby sagte in Washington, es sei das erste Mal seit rund zwei Monaten, dass die Jihadisten Gelände gewonnen hätten. Der Verlust von Al-Bagdadi sei aber kein großer Rückschlag und die Rebellengruppe bleibe weiter in einer "defensiven Position". Die IS-Miliz hatte bereits zuvor die Einnahme der Stadt gemeldet. Doch die irakische Armee hatte dies bestritten.
Am Donnerstag hatten die IS-Kämpfer die Polizeizentrale und zwei Regierungsgebäude in Al-Bagdadi angegriffen. Nach Polizeiangaben wurden sie von "Schläferzellen" innerhalb der Stadt unterstützt. Am Freitag griff die islamistische Rebellengruppe auch den Luftwaffenstützpunkt Al-Asad an, auf dem etwa 300 US-Soldaten irakische Sicherheitskräfte ausbilden. Nach Kirbys Angaben wurde der Angriff zurückgeschlagen und alle Angreifer getötet, wenn sie sich nicht selbst in die Luft sprengten.
Laut dem Pentagon-Sprecher waren 20 bis 25 in irakische Armeeuniformen gekleidete IS-Kämpfer an dem Angriff beteiligt. US-Truppen seien zu keinem Zeitpunkt nahe den Kämpfen gewesen. Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, seit Donnerstag sei die US-geführte Militärkoalition in der Nähe von Al-Asad mehrere Luftangriffe geflogen und habe dabei ein mit Sprengstoff präpariertes Auto, vier "taktische Einheiten" des IS, eine Kontrollstelle und einen Bagger zerstört.
IS verlor Kontrolle über mehr als 160 Dörfer
In Syrien dürfte der IS an Boden verloren haben. Kurdische Kämpfer haben Aktivisten zufolge rings um die Stadt Kobane zahlreiche Dörfer von der Miliz zurückerobert. In den vergangenen drei Wochen habe der "Islamische Staat" (IS) über mindestens 163 Dörfer die Kontrolle verloren, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte am Samstag mit.
Die kurdischen Peschmerga-Kämpfer seien von der US-Luftwaffe und von Rebellengruppen, die dem IS feindlich gegenüber stehen, unterstützt worden. Ende Jänner hatten die Peschmerga die an der Grenze zur Türkei liegende Stadt Kobane zurückerobert. Seither wurde die IS-Miliz auch aus zahlreichen Dörfern um das fast völlig zerstörte Kobane verdrängt.
Dennoch kontrolliert die IS-Miliz noch immer weite Teile im Norden und Osten Syriens, darunter einen Streifen nördlich der Großstadt Aleppo, und des Nachbarlandes Irak. Die Islamisten haben über die Staatsgrenze hinweg ein Kalifat ausgerufen.
(APA, 13.2.2015)