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Dänen trauern um die Opfer der Anschläge.

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Dänemarks Premierministerin Helle Thorning-Schmidt legt am Sonntag Blumen vor der Synagoge nieder, die in der Nacht zu einem Anschlagsziel wurde.

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Polizist Jorgen Skov bei der Pressekonferenz Sonntag früh.

Foto: Reuters/Hannibal Hanschke

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Die Diskussionsveranstaltung wurde durch die Scheiben unter Beschuss genommen.

Foto: APA/EPA

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Die Spurensicherung bei der Arbeit.

Foto: Reuters/Scanpix Denmark

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Foto: apa/epa/Mathias Ogendal

Kopenhagen - Wenige Wochen nach den Schüssen in der Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Frankreich wird Dänemark von ähnlichen Anschlägen erschüttert. Bei Attentaten auf eine Diskussionsrunde mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks in einem Kulturzentrum sowie auf eine Synagoge in Kopenhagen wurden seit Samstagnachmittag zwei Menschen getötet. Polizisten erschossen wenig später den mutmaßlichen Täter.

Die Hintergründe waren zunächst unklar. Der dänische Geheimdienst geht von einem Einzeltäter aus. Am späteren Sonntagnachmittag wurde dann allerdings bekannt, dass zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten ein in der Nähe des Kulturzentrums gelegenes Internetcafé gestürmt haben. Der Fernsehsender TV2 berichtete vor Ort, zwei Verdächtige seien festgenommen worden. Ein Polizeisprecher sagte dem Radiosender DR, die Razzia sei Teil der Ermittlungen.

Identität bekannt

Die Identität des mutmaßlichen Täters sei bekannt, werde aber derzeit noch nicht preisgegeben, hieß es bei einer Pressekonferenz des Geheimdienstes. Er sei den Behörden außerdem bekannt gewesen, in welchem Zusammenhang wurde aber nicht erwähnt. "Er kommt aus Kopenhagen, das ist alles, was wir sagen können", sagte der Chef der dänischen Sicherheitsbehörde PET, Jens Madsen.

Der Anschlag gegen das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Jänner in Paris könnte den Attentäter nach Einschätzung von PET zu den Taten inspiriert haben. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Täter sich als Jihadist in Syrien oder im Irak aufgehalten habe, sagte Madsen. Die Ermittler fanden eine Waffe, die die Tatwaffe sein könnte.

Die Ereignisse am Samstag

Ein vermummter Angreifer eröffnete am Samstagnachmittag das Feuer auf eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit und Gotteslästerung in einem Kopenhagener Kulturcafe. Augenzeugen zufolge wollte er sich offenbar den Weg in den Veranstaltungsraum freischießen, doch Leibwächter des Karikaturisten Vilks hätten das Feuer erwidert. Dabei wurden ein 55-jähriger Mann getötet und drei Polizisten verletzt. Der Angreifer - manche Zeugen sprachen auch von zwei Tätern - sei mit einem VW Polo geflohen.

Großeinsatz und Evakuierung

Der Anschlag löste einen Großeinsatz der Polizei aus. In der Nacht auf Sonntag fielen dann Schüsse vor einer Synagoge in der dänischen Hauptstadt. Dabei wurden ein Mann getötet und zwei Polizisten verletzt. Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der jüdischen Gemeinde um einen jungen jüdischen Wachmann, der die etwa 80 Menschen, die zur Feier einer Bar Mitzwa in die Synagoge kamen, kontrollierte. Die dortigen Sicherheitsmaßnahmen wurden nach den Anschlägen von Paris im Jänner verstärkt.

Dem Fernsehsender TV2 zufolge wurde der naheliegende Metro- und Zugbahnhof Norreport evakuiert. Die Polizei erklärte, sie habe den mutmaßlichen Attentäter kurze Zeit nach der Schießerei vor der Synagoge an dem nahe gelegenen Bahnhof Norrebro erschossen. Der Mann sei angesprochen worden, habe das Feuer eröffnet und sei dann getötet worden, teilte die Polizei mit. Die Polizisten seien unverletzt geblieben.

Die tödlichen Anschläge auf die Diskussionsveranstaltung und auf die Synagoge sind nach Einschätzungen der Polizei von ein und demselben Täter verübt worden. Darauf deuteten Bilder aus Überwachungsvideos.

"Zynische Terroraktion"

Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sprach am Ort des ersten Anschlags von einem Terrorakt. "Ich bin froh und erleichtert darüber, dass die Polizei den vermuteten Täter hinter den zwei Schießereien unschädlich gemacht hat", sagte Thorning-Schmidt.

"Niemand soll damit davonkommen, die offene, freie und demokratische dänische Gesellschaft anzugreifen." Sie lobte den schnellen Einsatz der Polizei. "Es ist ein unendlich trauriger Morgen, an dem wir alle an die Opfer und ihre Angehörigen denken. Zwei unschuldige Menschen haben ihr Leben in der Folge einer zynischen Terroraktion gegen Dänemark verloren."

Dänemarks Königin Margrethe hat die Dänen beschworen, nach den Terroranschlägen zusammenzuhalten: "Es ist wichtig, dass wir in so einer schwierigen Situation zusammenstehen und die Werte schützen, auf die Dänemark gebaut ist."

Drohungen nach Mohammed-Karikatur

Vilks ist schon oft bedroht worden, nachdem er 2007 den Propheten Mohammed als Hund karikiert hatte. Daraufhin wurde im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150.000 Dollar (rund 132.000 Euro) auf ihn ausgesetzt. Deshalb steht er in Schweden unter Polizeischutz und ist oft, wie jetzt in Kopenhagen, in Begleitung von Leibwächtern.

Auch Dänemark hatte schon einmal die Wut von Muslimen auf sich gezogen, als vor zehn Jahren die Zeitung "Jyllands-Posten" Karikaturen mit des Propheten Mohammed veröffentlichte. Die hatte Unruhen in der islamischen Welt ausgelöst, bei denen mindestens 50 Menschen ums Leben kamen.

Der französische Botschafter François Zimeray, der an der Vilks-Veranstaltung in dem Kulturcafe teilnahm, sagte, es sei versucht worden, den Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris zu kopieren. Anfang Jänner waren dabei zwölf Menschen von islamistischen Extremisten getötet worden, durch nachfolgende Taten - unter anderem eine Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt - stieg die Zahl der Todesopfer auf insgesamt 17.

Reaktionen auch aus Österreich

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve hat nach den Terroranschlägen in Kopenhagen Blumen am Kulturzentrum "Krudttönden" niedergelegt. Er besuchte den Anschlagsort am Sonntag gemeinsam mit der dänischen Justizministerin Mette Frederiksen und dem französischen Botschafter in Dänemark, François Zimeray.

EU-Ratspräsident Donald Tusk nannte die erste Tat "einen weiteren brutalen, terroristischer Angriff, der auf unsere fundamentalen Werte und Errungenschaften abzielt - inklusive der Freiheit auf Meinungsäußerung". Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) verurteilten den Anschlag auf das Schärfste und bekannten sich zur Verteidigung der Meinungsfreiheit.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte unterdessen einen "kompromisslosen Krieg gegen den islamistischen Terror und seine Wurzeln". "Die internationale Gemeinschaft darf sich nicht mehr mit Erklärungen und Demonstrationen gegen den Terror zufriedengeben, sondern muss die Regeln der Politischen Korrektheit aufgeben", verlangte Lieberman am Sonntag auf seiner Facebook-Seite. (red, APA, derStandard.at, 14.2.2015)