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Den Goldenen Bären für Jafar Panahi nahm stellvertretend seine Nichte Hana Saeidi in empfang.

Foto: Reuters/Hanschke

Berlin - Der iranische Filmemacher Jafar Panahi gewann am Samstagabend mit seinem Film Taxi den Goldenen Bären der 65. Berlinale. Die Jury unter Vorsitz des US-Amerikaners Darren Aronofsky traf damit eine künstlerisch wie politisch couragierte Entscheidung. Panahi ist in seiner Heimat seit dem Jahr 2010 mit einem Berufsverbot belegt. In Taxi ist der Filmemacher selbst hinter dem Steuerrad eines durch Teherans Straßengewirr fahrendes Taxis zu sehen. Das Setting wird zum Ausgangspunkt einer Untersuchung über die Grenzen zwischen dokumentarischen und fiktionalen Verfahren, über die Freiheiten der Einbildungskraft und staatlich aufoktroyierten Einschränkungen, wobei Panahi Letztere auf leichtfüßige Art und Weise durchbricht.

Auch mit der Wahl des Großen Preis der Jury bewies die Jury eine sichere Hand und prämierte Pablo Larraíns El Club, einen zwischen komischen und dramatischen Tönen changierenden Film aus Chile um eine Gruppe von pädophilen Priester - einer der stärksten Arbeiten dieses Jahrgangs. Nach Lateinamerika ging überdies der Alfred-Bauer-Preis für innovatives Kino: Jayro Bustamentes Debütfilm aus Guatemala, Ixcanul, erzählt von einer jungen indigenen Bauerstochter, die den ärmlichen Verhältnissen ihrer Eltern entfliehen möchte, dabei aber die falschen Entscheidungen trifft. Bustamente drehte die Arbeit mit Laiendarstellern.

Die britischen Darsteller Tom Courtenay und Charlotte Rampling wurden als beste Schauspieler jeweils mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet: In Andrew Haighs 45 Years verkörpern die beiden auf nuancierte, bewegende Weise zwei langjährigen Ehepartner, deren Beziehung durch ein Ereignis aus der Vergangenheit aus dem Takt gerät.

Der Preis für die beste Regie wurde gesplittet und ging an den Rumänen Radu Jude für seinen mit komischem Überschwang erzählten Schwarz-weiß-Western Aferim! sowie an die polnische Filmemacherin Malgorzata Szumowska für ihren Ensemblefilm Body. Auch die Preise für außergewöhnliche künstlerische Leistungen wurden gedoppelt: Die Kameramänner Sturla Brandt Grovlen (für Sebastian Schippers in einem Take gedrehten Victoria) sowie Evgenij Privin und Sergey Mikhalchuk (für Alexej Germans Jr. Under Electric Clouds) erhielten jeweils Silberne Bären.

Der Preis für das beste Spielfilmdebüt ging an Gabriel Ripsteins mexikanisches Drogenschmuggel-Drama 600 Millas. (kam, derStandard.at, 14.2.2015)