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Proteste in der Türkei.

Foto: EPA/SEDAT SUNA

Ankara - Die versuchte Vergewaltigung und der Mord an einer jungen Frau hat in der Türkei wütende Proteste ausgelöst. Am Wochenende versammelten sich unter anderem in der Hauptstadt Ankara, der Metropole Istanbul, dem westtürkischen Izmir und dem südosttürkischen Gaziantep zahlreiche Menschen, um gegen Gewalt gegen Frauen zu demonstrieren, wie türkische Medien berichteten.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter wurde auch für Montag zu Demonstrationen aufgerufen. Unter dem Hashtag #sendeanlat ("Erzähl auch du es") teilten Frauen in der Türkei am Sonntag ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung mit.

Angst, allein nach Hause zu gehen

Eine Nutzerin schrieb etwa, sie sei das erste Mal mit elf Jahren von einem Postboten belästigt worden, der sie in eine Ecke gedrängt und geküsst hätte. Viele Frauen berichteten auch, sie hätten Angst, alleine nach Hause zu gehen oder sich ohne männliche Begleitung in Busse zu begeben.

Am Freitag hatte die Polizei die Leiche einer seit Mittwoch als vermisst gemeldeten 20-Jährigen in der südtürkischen Provinz Mersin gefunden. Sie war nach Angaben türkischer Medien mutmaßlich von einem Minibusfahrer ermordet worden.

Geständiger Busfahrer

Der inzwischen festgenommene und geständige Busfahrer sagte nach Angaben der Zeitung "Hürriyet" aus, er habe versucht die Studentin zu vergewaltigen, nachdem alle Fahrgäste ausgestiegen seien. Als sie sich wehrte, habe der Mann auf sie eingestochen und Aslan mit einem Eisenstab auf den Kopf geschlagen. Anschließend habe er die Leiche mithilfe seines Vaters und eines Freundes versteckt. Die Hände der Frau seien vom Körper abgetrennt und verbrannt worden. Die beiden mutmaßlichen Komplizen seien ebenfalls festgenommen worden, so "Hürriyet" weiter.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu verurteilte den Mord am Sonntag als "blutrünstigen Angriff". Auf einer Versammlung der Frauensektion der islamisch-konservativen AK-Partei in der südtürkischen Provinz Antalya sagte er: "Wer auch immer die Hände nach Frauen ausstreckt, dessen Hände sollen zerbrechen." Sowohl Davutoglu als auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprachen der Familie des Opfers nach Angaben türkischer Medien ihr Beileid aus.

Frauenorganisationen kritisierten wiederum, sexistische Bemerkungen von AKP-Politikern würden ein frauenfeindliches Klima begünstigen. Vor allem Erdogans Ansichten über die Rolle der Frau sind in der Türkei umstritten. Erst im Jänner hatte er erklärte, Frauen und Männer wären nicht vollständig gleichberechtigt. Er hatte den Türkinnen außerdem immer wieder nahegelegt, mindestens drei Kinder zu bekommen. (APA, 15.2.2015)