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Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wer letztens das AKH aufsuchte, konnte atmosphärische Änderungen des Gesundheitswesens wahrnehmen. Verständnisvolle Hinwendung war im Abnehmen. Nicht aus Desinteresse. Aus Überforderung. Ambulanzen sind zeitweise wegen neuer Arbeitszeitregelung geschlossen, Krebstherapien können nicht im nötigen Umfang angeboten werden. Gesperrte Stationszimmer, während die Notaufnahme übervoll mit Patienten ist und das Personal sich aufreibt im Versuch, alle zu versorgen. Das größte Spital Europas im Halbbetrieb.

Ein Notfall wartet aber nicht, um sich die passendste Ambulanzbetriebszeit auszusuchen. Notfälle kommen wie Feste: so wie sie fallen. Ärzte fühlen sich verschaukelt, die Patienten sind versucht zu glauben, es gebe gar keine Zwei-Klassen-Medizin. Sondern Drei-Klassen-Medizin: Entweder man hat Geld. Oder Freunde. Oder Pech. Im AKH wird noch verhandelt. In einigen Reha-Zentren macht sich auch Verzweiflung breit. Stationen sind unterbesetzt, und überlastungsbedingte Krankenstände nehmen zu. Viele gehen, wenige kommen nach. Nachtdienste werden in einigen Einrichtungen als Bereitschaftsdienste betrachtet und dementsprechend entlohnt: Man ist ja nur in Bereitschaft. Auch wenn man die ganze Nacht durchgehend Patienten versorgt.

Der arbeitende, aber nicht als arbeitend eingestufte Arzt erinnert an Magrittes Pfeife. Das hier ist kein Arzt. Es bleibt zu hoffen, dass da auch kein Patient ist. (Julya Rabinowich, DER STANDARD, 16.2.2015)