In 24 europäischen Ländern gibt es eine schriftliche Zentralmatura mit extern erstellten Aufgaben. Sie ist dort schulische Selbstverständlichkeit. Nur vier Länder - neben Österreich noch Belgien, Island und Liechtenstein - vertrauen auf die semiamikale Maturaerstellung durch die eigenen Lehrerinnen und Lehrer, deren Lehrerfolg mit dem Lernerfolg ihrer Schützlinge bei der Reifeprüfung ja immer auch mitgemessen wird.

Von einem reifen Umgang mit der Zentralmatura, die sich seit einem Jahrzehnt im politischen Annäherungsmodus plus Verschiebung um ein Jahr befindet, kann hierzulande schlechterdings nicht die Rede sein. Dabei wäre es im Interesse der Maturantinnen und Maturanten hilfreich, die Probleme, die jetzt zu schillernden Dramen hochstilisiert werden, auf deren wirkliche Größe zurechtzuschrumpfen. Die "Hochladeprobleme" mit der Vorwissenschaftlichen Arbeit etwa. Ärgerlich, ja, sollte nicht passieren, klar. Aber: Es ist niemandem etwas Negatives passiert. Nur eine Episode im Kulturkrampf um die Zentralmatura.

Auch Rücktrittsaufforderungen an die Bildungsministerin wie jene der Grünen mögen zu den Requisiten dieses sehr österreichischen Maturatheaters gehören. Gabriele Heinisch-Hosek weg - und alles ist super? Zur Erinnerung: Zwei Schulen haben die Zentralmatura ein Jahr früher als alle anderen bereits komplett durchgezogen - und alles ging gut. Es geht also, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 16.2.2015)