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Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) freut sich über Blumen und Wahlerfolg. SPD-Chef Sigmar Gabriel strahlt etwas verhaltener.

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Olaf Scholz von der SPD ist jetzt schon Bürgermeister in Hamburg – und das bleibt er auch.

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Für ein so großes Ergebnis ist es ein eher kleiner Blumenstrauß, den Olaf Scholz am Montag im Berliner Willy-Brandt-Haus von SPD-Chef Sigmar Gabriel in die Hand gedrückt bekommt. 45,7 Prozent schaffte die SPD bei der Wahl in Hamburg. Scholz muss sich zwar einen Koalitionspartner suchen - im Auge hat er die Grünen -, kann aber Bürgermeister der Hansestadt bleiben.

45,7 Prozent, das ist ein Ergebnis, das man ansonsten in der Politik nur von der CSU in Bayern kennt. Zum Vergleich: Die SPD schaffte bei der Bundestagswahl im September 2013 nur 25,7 Prozent. In Umfragen kommt sie derzeit, obwohl sie in der Regierung fleißig arbeitet, auch nur auf 25 Prozent. Daher begannen noch am Hamburger Wahlabend die Spekulationen, Scholz könnte angesichts seines Erfolgs bei der Bundestagswahl 2017 Kanzlerkandidat werden, üppig zu blühen.

"Eine lustige Frage"

Das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur hat eigentlich SPD-Chef Gabriel, er hat 2013 zugunsten des ehemaligen Finanzministers Peer Steinbrück verzichtet. Als Gabriel auf die neuen Möglichkeiten des Hoffnungsträgers Scholz angesprochen wird, reagiert er mit Spott: "Das ist ja eine lustige Frage drei Jahre vor der Bundestagswahl." Genervt ist auch seine Generalsekretärin Yasmin Fahimi. "Wir haben das Jahr 2015. Alle Spekulationen über die Kanzlerkandidatur in diesem Jahr sind wirklich absurd."

Scholz selber erklärt: "Ich bin jetzt in Hamburg gewählt worden." Doch er bekommt von Gabriel noch parteiinterne Wichtigkeit bescheinigt. Scholz sei ja auch SPD-Vizechef und führe für die SPD die Verhandlungen zur Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen. Gabriel: "Ohne ihn geht es ohnehin nicht in Berlin."

FDP gegen "Euro-Hasser"

Auch in der FDP dürfte in Zukunft wenig ohne Katja Suding gehen. Sie hat der FDP am Sonntag in Hamburg den ersten Wahlerfolg seit langem beschert. Zwar betont Bundeschef Christian Lindner, dass die FDP sich bewusst von den "Euro-Hassern" von der AfD (Alternative für Deutschland) abgegrenzt und dies zum liberalen Erfolg geführt habe.

Doch ZDF-Umfragen zeigen, dass nur 29 Prozent der FDP-Wähler die Partei wegen ihrer politischen Inhalte gewählt haben. 59 hingegen begründen ihre Entscheidung mit der Person von Katja Suding. Die 39-jährige PR-Fachfrau ist auch in Hamburg für höhere Weihen bereit. Sie bietet Scholz eine Koalition mit der FDP an, was dieser allerdings ablehnt.

CDU-Lob für den SPD-Bürgermeister

Nach dem Hamburger CDU-Spitzenmann Dietrich Wersich herrscht in Berlin hingegen keine große Sehnsucht, wenngleich ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag lobt, er sei ein "gutes Beispiel eines idealen Kandidaten", der allerdings bei der Wahl an der fehlenden Wechselstimmung gescheitert sei. Sie stellt zudem mit Blick auf den erfolgreichen Scholz fest: "Selbst die große Zahl der CDU-Anhänger sagt, dass sie die Arbeit des Bürgermeisters schätzt."

Das erneut schwache Abschneiden der CDU in einer deutschen Großstadt beunruhigt Merkel offiziell nicht. Über eine angeblich fehlende Strategie der CDU in Großstädten brauche man nicht zu diskutieren, erklärt sie: "Wir sollten nicht eine Stadt- und eine Landprogrammatik haben, sondern die CDU-Programmatik muss insgesamt stimmig sein."

Die AfD (Alternative für Deutschland) freut sich zwar über den ersten Einzug in ein westdeutsches Parlament. Doch weil der Erfolg nicht so groß ist wie 2014 in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, ist der Flügelstreit gleich wieder aufgebrochen. AfD-Vize Alexander Gauland (der Chef der AfD in Brandenburg ist) wirft den Hamburgern vor, Themen wie Zuwanderung vernachlässigt zu haben: "Ist es wirklich klug und richtig, das Wahlprogramm der FDP nachzustellen? Dann wählen die Leute nämlich das Original. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 17.2.2015)