Mit Ubuntu Phone steigt nun auch Canonical in den Smartphone-Ring.

Foto: Canonical
Foto: BQ
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Während Android und iOS den Markt der mobilen Betriebssysteme nunmehr seit Jahren anführen, versuchen immer wieder neue Bewerber, sich eine Kerbe in den Smartphone-Markt zu schlagen. Seit Jahren kämpft Microsoft mit Windows Phone (künftig Windows 10) gegen das mächtige Zweigespann an, bislang mit wenig Erfolg. Daneben ringen auch noch der tief gefallene Pionier Blackberry, Jollas Sailfish, Mozillas Firefox OS und nunmehr auch Samsung mit Tizen um die Gunst der Käufer auf verschiedenen Märkten.

Schon länger am Horizont schwebt Ubuntu Phone. Einst hatte Mark Shuttleworth die Software mit gewohnt großen Worten angekündigt und jene konvergente Zukunft versprochen, mit deren Umsetzung so mancher Konkurrent bereits bego1nnen hat. Nach einigen Verspätungen ist mit dem BQ Aquaris E4.5 nun das erste Handy mit Ubuntu Phone fertig. Wired hat sich Gerät und System etwas näher angesehen.

Mittelklasse

Technisch erhält man von dem spanischen Hersteller für rund 170 Euro ein Mittelklassegerät. Auf der Front prangt ein 4,5-Zoll.Display mit einer eher sparsamen Auflösung von 960 x 540 Pixel (240 PPI). Unter der Haube werkt Mediateks MT6582-Chip, der eine mit 1,3 Ghz getaktete Quadcore-CPU mitbringt (Cortex-A7). Sie arbeitet mit einem GB Arbeitsspeicher zusammen.

Der interne Speicherplatz umfasst acht GB. Davon stehen dem Nutzer 5,5 GB zur Verfügung. Per microSD kann auf bis zu 32 GB aufgestockt werden. Die restlichen Spezifikationen entsprechen dem üblichen Standard: WLAN (802.11n), Bluetooth 4.0, 3G und ein GPS-Modul. Die rückseitige Kamera liefert eine Auflösung von maximal acht Megapixel, die Frontkamera schafft stolze fünf. Der Akku ist mit 2.150 mAh ordentlich dimensioniert.

Scopes

Was beim Start von Ubuntu Phone schnell auffällt: Canonical hat in seinem Bedienkonzept nicht Apps, sondern "Scopes" ins Zentrum gestellt. Dabei handelt es sich um die Sammlung von Inhalten zu bestimmten Bereichen. Das Today-Scope, das sich über den Startbildschirm erstreckt, spiegelt in etwa wider, was man nach Start bei Google Now sieht. Zu sehen sind das Wetter, Kalendereinträge und andere Informationsbrocken, die man konfigurieren kann.

Per Wischbewegung nach links schaltet man sich durch die anderen Ansichten, die jeweils aus den Echtzeitinformationen diverser Webdienste gespeist werden. NearBy zeigt etwa Verkehrsinformationen für die Umgebungen und blendet Empfehlungen von Yelp, Foursquare und Timeout ein. Photo liefert Bilder aus der eigenen Galerie sowie den eigenen Feeds von Flickr, Instagram und anderen Plattformen. Das Music-Scope nutzt bisher Gehörtes als Empfehlungsbasis für Spotify und Co. Die Quellen der einzelnen Scopes lassen sich einstellen. Dazu können mit einer eigenen Auswahl auch neue Scopes erstellt werden.

Apps

Apps sind freilich nicht verschwunden. Sie sind in einem eigenen Scope in alphabetischer Reihenfolge gesammelt. Sie sind auch über die jederzeit ausführbare Suche auffindbar und laufen nach dem Wechsel zu einem anderen Programm oder Scope weiter. Komplett schließen lassen sie sich über einen Taskmanager, der laufende Apps in einer 3D-Übersicht zeigt.

Das Ökosystem ist freilich noch jung und so darf es nicht verwundern, dass viele Fixstarter von anderen Plattformen noch fehlen – etwa WhatsApp oder der Facebook Messenger. Ein paar Programme wie Telegram sind aber schon auf Ubuntu Phone gelandet.

Interessanter Start

Nach etwas Eingewöhnung soll sich Ubuntu Phone sehr angenehm verwenden lassen, beschreibt Wired. Die Scopes erweisen sich in so mancherlei Hinsicht als praktische Erfindung. Sucht man etwa ein am Vortag aufgenommenes Bild, muss man nicht die Galerie oder Social Media-Apps durchforsten, wo man es eventuell gepostet hat, sondern findet es unmittelbar im Photo-Scope.

Das Aquaris E4.5 wird von BQ aktuell nur in Form von Flash Sales verkauft und ist (noch) nicht regulär erhältlich. Mit einer Ubuntu-Ausgabe des Meizu MX4 wird im April ein weiteres Gerät mit dem neuen System in Europa an den Start gehen und verspricht dabei bessere Hardware-Spezifikationen.