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Pekaris, die nur in den Amerikas vorkommen, ähneln sehr den Schweinen der Alten Welt, zu denen sie aber trotz vermutlich naher Verwandtschaft nicht direkt gehören.

Foto: APA/EPA/JULIAN SMITH

Wien - Wenn sich Pekaris (Tayassuidae), auch Nabelschweine genannt, durch den Regenwald von Französisch-Guyana bewegen, kann das zu deutlich mehr Nachwuchs bei Pfeilgiftfröschen führen. Diese nutzen nämlich die von den Paarhufern hinterlassenen Tümpel als Kinderstube. Diesen erstaunlichen Umstand wiesen Wiener Forscher nun in einem Feldexperiment nach und berichten darüber im Fachblatt "Behavioral Ecology".

Bei den Pekaris handelt es sich um eine lebensraumgestaltende Art. Das heißt, ihr Wirken beeinflusst die Lebensbedingungen für andere Arten mit. Dass Pekaris und Pfeilgiftfrösche im Ökosystem miteinander in Verbindung stehen, ist schon länger bekannt. Eva Ringler, Max Ringler und Walter Hödl von der Universität Wien haben nun in einem über vier Jahre laufenden Experiment anhand von Fröschen der Art Allobates femoralis gezeigt, wie stark diese Beeinflussung sein kann.

Population verdoppelt

Diese Frösche legen ihre Eier an Land auf Laub ab, wo sich der Nachwuchs über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen entwickelt. Erst dann tragen die etwa zwei Zentimeter kleinen und zwei Gramm leichten Männchen die Kaulquappen ins Wasser. Dafür benötigen sie kleinere stehende Gewässer, die weder auszutrocknen drohen noch Feinde beherbergen.

Weil sie im Boden nach Nahrung suchen und dabei Eintiefungen hinterlassen, sind gestalten Pekaris die Landschaft offenbar ganz im Sinne der Frösche. In ihrem Experiment in einem etwa fünf Hektar großen Areal übernahmen die Forscher mit zahlreichen Helfern die Rolle der Pekaris und gruben 30 zusätzliche Wasserstellen mit einem Durchmesser von etwa 30 Zentimetern und 20 Zentimetern Tiefe in den Regenwaldboden. Binnen zwei Jahren nach dieser Manipulation verdoppelte sich die Anzahl der Frösche in dem Gebiet nahezu.

Schutz für Ökosysteme

"Das Spezielle an unserem Ansatz ist, dass wir mithilfe von Elternschaftsanalysen nachweisen konnten, wo dieses Plus an Individuen herkommt. Können die Frösche das Wasser 'riechen' und strömen Frösche aus benachbarten Populationen in unser Gebiet, weil es da jetzt so tolle Pools gibt? Oder vermehren sich die bereits ansässigen Tiere einfach stärker? Letzteres war der Fall", sagt Eva Ringler.

Allobates femoralis ist zwar nicht akut vom Aussterben bedroht, wird aber als gefährdet eingestuft. Das Ergebnis der Studie zeige aber einmal mehr, dass man zum Schutz dieser Tiere ganze Artengemeinschaften und Ökosysteme berücksichtigen müsse und nicht einfach Maßnahmen auf einzelne Tierarten beschränken könne, so die Forscherin. Genau dieses komplexe Zusammenspiel der einzelnen Organismen und die Erkenntnis, wie sehr das Drehen an einem Rad das gesamte System beeinflussen kann, sei noch wenig in den Köpfen verankert. (APA/red, derStandard.at, 28.2.2015)