Maria Schaumayers Markenzeichen waren ihre Handtaschen.

Foto: Christian Fischer

Häufig war sie eine der Ersten: die erste Frau, die in der altehrwürdigen Creditanstalt eine Management-Ausbildung durchlief. Eine Doktorandin der Studienrichtung Welthandel war sie schon mit 23 Jahren. Und ab 1990 fünf Jahre lang Präsidentin der Österreichischen Nationalbank. Nicht vorher und auch nicht danach hat in Österreich diese Position eine Frau eingenommen. Maria Schaumayer, die am 7. Oktober 1931 in Graz geboren wurde und am 23. Jänner 2013 in Wien verstarb, war weltweit die erste Frau, die es an die Spitze einer Notenbank schaffte.

Den Weg nach oben ging sie mit enormem Selbstbewusstsein. "Ich habe die Leute wissen lassen, dass ich gut bin", sagte sie einmal in einem Profil-Interview. Und sie habe immer durchblicken lassen, dass sie Karriere machen will. Sie wurde mit 34 Jahren Stadträtin der Wiener ÖVP, später Sprecherin der VP-Fraktion in der Wiener Landesregierung, war Vorstand der Kommunalkredit AG und Finanzvorstand der OMV, damals noch mit Ö im Firmenwortlaut. Zur - heute notverstaatlichten - Kommunalkredit sagte sie später in einem Zeitungsinterview, sie habe nicht verstanden, weshalb der zu ihrer Zeit biedere Gemeindefinanzierer auf undurchsichtige Geschäfte auf Malta und Zypern gesetzt habe. "Aber auf mich hat man da nicht mehr gehört."

Während ihrer Zeit bei der Nationalbank werden Lederhandtaschen ihr Markenzeichen, die sie, wenn ihr bei Verhandlungen etwas nicht passte, auf den Tisch geknallt haben soll. Der Standard machte sich eine Zeit lang einen Spaß daraus, Berichte über die Nationalbank mit dem Foto der am Tisch abgestellten Handtasche zu bebildern. Schaumayer, die von Journalisten geschätzt wurde, da sie nicht um den heißen Brei redete, amüsierte dies.

Frauenkarrieren fördern

Sie drückte Reformen in der Notenbank durch und setzte bei sich selbst als Erstes an, indem sie ihr Salär von neun auf sechs Millionen Schilling (440.000 Euro) absenkte. Auch die Stiftung "Gläserne Decke" initiierte die Singlefrau, brachte Teile ihres Vermögens in die heute noch aktive Stiftung ein, die das Ziel hat, Frauenkarrieren in Wirtschaft und Wissenschaft zu unterstützen.

Eigentlich sei sie gegen Frauenquoten, meinte sie einmal, diese könnten nämlich als "Entwertungsmittel" verstanden werden. Erst gegen Ende ihres Lebens revidierte sie diese Ansicht. Angesichts der wenigen Frauen in Spitzenpositionen, ginge es nicht ohne: "Eine Frauenquote lässt sich leider nicht vermeiden."

Wolfgang Schüssel, den sie als ihren "politischen und menschlichen Freund" bezeichnete, bat sie 2000 als Regierungsbeauftragte eine Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter auszuhandeln. Mit Verhandlungsgeschick erreichte sie zahlreiche bilaterale Abkommen und auch eine Einigung mit einer vom US-Anwalt Ed Fagan vertretenen Gruppe von Zivilklägern.

Auch für eine Kandidatur für das Bundespräsidentenamt wurde Schaumayer, die sich als politischer Mensch, aber nicht als Parteipolitikerin bezeichnete, vorgeschlagen. Sie lehnte dies ab, der Job sei zu formalistisch und protokollarisch. Für Familie und Kinder ging es sich nie aus - was sie nie bedauerte. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 18.2.2015)