Johannes Kleedorfer umringt von einer Kreuzung der Orpingtons, einer alten Hühnerrasse.

Foto: Klosterbauer

Es sei ein beglückendes Naturerlebnis für Kinder, aber auch Erwachsene, die eigenen Hühner schlüpfen zu sehen, sagt der Biobauer.

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"Alte" Hühner, die weniger Eier legen, werden am Klosterbauernhof nicht ausrangiert.

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Mödling - "Bald schmecken die Eier wieder besonders gut", sagt Johannes Kleedorfer. Im Frühling sprießen frisches Gras und würzige Kräuter, die seine freilaufenden Hühner gierig aufpicken. Die Vielfalt ist auch oberflächlich zu sehen. Seine alten Rassen legen etwa grüne oder schokoladefarbene Eier. "Im Supermarkt sind die Eier hingegen das ganze Jahr geschmacklich und optisch gleich, auch die sogenannten Bioeier", sagt er. Seit drei Jahren bewirtschaftet er den Klostergarten von St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Mödling ökologisch.

Die Hühner werden in Kleingruppen gehalten, und sie dürfen natürlich ausbrüten. Die Rassetiere tragen klingende Namen wie Altsteirer, Orpington oder Seidenhuhn. Die meisten Legehennen haben heute gar keine Namen mehr, sie tragen Firmenbezeichnungen wie Natexis oder Nutreco.

In Österreich dominiert das Lohmann-Brown-Huhn sowohl die konventionelle als auch die biologische Eierproduktion. Es handelt sich um ein Hybridhuhn, eine Kreuzung zwischen bereits optimierten Rassen. Das Resultat ist, dass sie entweder besonders schnell Fleisch ansetzen oder viele Eier legen. Hybridhühner können mit zwei Kilogramm Futter ein Kilogramm Ei erzeugen. Viele Rassehühner benötigen für den gleichen Ertrag mindestens vier Kilogramm an Nahrung. Hybridhühner verlieren ihre Eigenschaften jedoch, wenn sie weitergezüchtet werden. Daher ist es möglich, dass vier große Zuchtkonzerne den Markt dominieren. "Mit alten Rassen wirkt man dieser Abhängigkeit entgegen", sagt Kleedorfer. Er selbst verzichtet vollständig auf Hybridhühner. Eine rare Ausnahme in Österreich: Rund 98 Prozent der Legehühner gehören zur Lohmann-Brown-Art, die bis zu 260 Eier pro Jahr legt. Das deckt mehr als den gesamten Konsum einer Person: 235 Stück isst jeder Österreicher pro Jahr.

Auf Leistung gezüchtet

"Diesen Hybridtieren wurde das natürliche Verhalten fast zur Gänze weggezüchtet", sagt Kleedorfer. Er berichtet von Hühnern, die nach Monaten am gleichen Ort abends nicht in den Stall finden, obwohl sie wenige Meter davor stehen. Sie erkranken öfter an den Legeorganen, da sie übernatürliche Leistungen erbringen. "Nach höchstens einem Jahr Legeperiode werden sie zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet, da die Gefahr besteht, dass ihre Leistung unter 90 Prozent fallen würde", kritisiert der Landwirt. Die Hühner im Klostergarten müssen keine Hochleistung erbringen. "Im Garten vor dem Haus sehe ich gerade eine Hühnerherde in der dritten Legeperiode. Der Dotter ist manchmal doppelt oder sogar dreifach", sagt Kleedorfer. Ein Phänomen, das man in einem Supermarkt-Ei nicht mehr findet.

Die Sprache der Hühner

In Österreich standen 2013 rund 1,99 Milliarden Eier zur Verfügung. Rund 81 Prozent davon wurden im Inland produziert. Knapp 68 Prozent der Eier kamen aus Bodenhaltung, 22 Prozent aus konventioneller Freilandhaltung und zehn Prozent aus Biohaltung. In Nudeln und Kuchen sind ohne Kennzeichnung weiterhin oft Käfigeier enthalten. Wer sichergehen will und Platz für eine eigene Hühnerschar im Garten hat, kann in einem dreitätigen Kurs bei Kleedorfer lernen, wie man seine Hühner bei Laune und gesund hält. Dazu gehört das Wissen über Fütterung, Stallbau oder die Gestaltung der Freifläche. Ein Programmpunkt dreht sich darum, die Sprache der Hühner zu verstehen. Die Vögel geben rund 30 Laute von sich. (Julia Schilly, DER STANDARD, 19.2.2015)