Wien - "Unterhaltung mit Haltung" will ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz für den 60. Eurovision Song Contest (ESC), der im Mai in Wien über die Bühne geht. Daher wird der ESC zum ersten Mal ökologisch korrekt. Gemeinsam mit Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) verpflichtete sich Wrabetz am Montag offiziell bei einem Medientermin, der Veranstaltung einen grünen Anstrich zu verpassen. Als Orientierung dienen die Kriterien des österreichischen Umweltzeichens für Green Events der Stadt Wien.

Heuer nehmen drei Kontinente (neben Europa auch Asien und Australien) teil, 200 Millionen Menschen verfolgen die Liveshow vor ihren Fernsehgeräten.

"Das ist eine unglaubliche Chance, das Thema Klimaschutz einer breiten Zielgruppe zu vermitteln", sagte Rupprechter. Es sei zudem eine Gelegenheit, der internationalen Musikwelt zu beweisen, dass "Masse mit Klasse" geht, so Rupprechter. Ziel ist, den CO2-Fußabdruck des ESC klein zu halten. Die bislang fixierten Kriterien lassen sich in vier Schwerpunkte unterteilen: Ökostrom, nachhaltige Mobilität, regionale Bionahrungsmittel und Abfallvermeidung.

Die Stromversorgung des Events, auch der aufwändigen Bühnenshow, wird zur Gänze aus dem öffentlichen Netz mit erneuerbarer Energie gewährleistet. Die Mobilität soll so nachhaltig wie möglich sein. Deshalb sind die ESC-Tickets Freifahrtscheine für die Wiener Linien. Mit den ÖBB gibt es eine weitere Kooperation: Jugendliche Teilnehmer des European Youth Contest können gratis fahren. Wrabetz betonte, dass es durch den ESC keinen zusätzlichen Flugverkehr nach Wien geben werde, da die Hauptstadt "ohnehin gut an das Flugnetz angebunden ist".

Regionale Bioprodukte

Das Catering soll aus regionalen Bioprodukten bestehen. Während der Veranstaltung wird Leitungswasser zur Verfügung stehen. Um den Müllberg klein zu halten, wird es an den Bars nur Mehrweggebinde geben. Auf Aluminiumkapseln für Kaffeemaschinen und Dosen wird vollständig verzichtet. Alle Teppiche in der Stadthalle werden recycelt. Dekomaterialien dienen nach dem ESC für Sozialprojekte, um etwa aus Planen Taschen zu fertigen.

Bei der Inklusion von Behinderten sollen weitere Maßstäbe gesetzt werden. Der ESC wird barrierefrei. Während der Übertragungen wird auf dem zweiten Tonkanal für sehbehinderte Menschen audiokommentiert. Im Internet wird man zeitgleich unter dem Titel "Eurovision Sign" die Veranstaltung in die internationale Gebärdensprache übertragen. Dolmetscher stellen die Musik zudem durch Bewegungen dar. "Es soll nicht nur der Text wiedergegeben, sondern auch das Gefühl für die Musik vermittelt werden", sagte Wrabetz.

Während des ESC soll dokumentiert werden, wie die Maßnahmen greifen. Im Mai wird nach der Großveranstaltung ein Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Er kann von künftigen Austragungsländern als Leitfaden herangezogen werden. (Julia Schilly, DER STANDARD, 17.2.2015)