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Virtual-Reality-Brillen wie Oculus Rift sollen noch heuer den Massenmarkt erreichen.

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Ela Darling will mit VRtube.xxx die Pornobranche revolutionieren.

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Immer wenn eine neue Technologie den Konsum von Filmen oder Spielen erleichtert, sorgt vor allem die Pornobranche für deren Verbreitung: Das begann bereits in den 1970ern, als jede zweite in den USA verkaufte Videokassette ein Sexfilm war. In CD-ROMs fand dieses Verhalten eine Fortsetzung, später etablierten Porno-Websites erstmals das Streaming von Videos – und können so als Ahnen von Netflix und Co gelten.

"Perfekt für Pornos"

Im Jahr 2015 steht nun eine neue Technologie kurz davor, massenhaft Verbreitung zu finden: sogenannte "Virtual Reality"-Brillen wie Oculus Rift, die den Nutzer komplett in eine andere Umgebung entführen. Und wieder scharrt die Pornobranche in den Startlöchern, um diese Technologie zu erobern. Doch diese Erfindung, die laut Wired "so perfekt für Pornos wie noch keine Innovation zuvor" ist, könnte die Sexbranche selbst revolutionieren.

Angst und Lust

Denn Virtual Reality (VR) schafft es, jenen Rahmen zu eliminieren, der Nutzer bislang daran erinnerte, dass sie "bloß" einen Film sehen. Das ist natürlich für eine Vielzahl von Anwendungen extrem interessant: Nutzer können auf dem Mond spazieren, Konzerte ansehen oder natürlich Games spielen. Aber einschneidend sind vor allem jene Nutzungsvarianten, bei denen der Mensch auf irgendeine Art und Weise aufgeregt wird. Etwa bei Horrorfilmen: Ärzte warnten Nutzer mit schlechtem Kreislauf sogar davor, den ersten VR-Horrorfilm zu sehen – zu sehr nehme jener seine Konsumenten mit.

Anfang machen

Neben Angst ist natürlich auch die sexuelle Erregung ein starker Trieb: Weswegen etwa Wired davon ausgeht, dass vor allem Pornografie die ersten Jahre der Virtual-Reality-Nutzung prägen wird. Denn natürlich steckt VR noch in den Kinderschuhen: Aufwändige Hollywood-Blockbuster, die VR-fit sind, liegen noch Jahre entfernt. Auch für Games wie "Call of Duty" ist es noch zu früh. Kurze Pornofilme sind allerdings nicht schwer zu drehen.

Leicht zu produzieren

Das bewies die Pornodarstellerin Ela Darling, die ein VR-Start-up namens VRtube gegründet hat. Gemeinsam mit ein paar Studenten bastelte Darling aus zwei GoPro-Kameras ein 3-D-fähiges Aufnahmegerät, mit dem sie einen kurzen Clip drehte. Ihr Geschäftspartner schnitt das Material dann und optimierte es für Oculus Rift. Das Ergebnis war "ungleich allem, was ich je gesehen habe", schrieb er ihr nach der Fertigstellung – die "perfekte Illusion".

Kein Ganzkörperanzug

Dabei ist klar, dass eine ganze Reihe von Features in den nächsten Jahren noch nicht Realität werden wird: Computergenerierte Bilder werden wohl nicht gut genug sein, um für Interaktionen im Virtual Space verwendet werden zu können. Auch Ideen wie ein Ganzkörperanzug, der sensorische Sensationen weitergibt, liegen in weiter Ferne. Berührungen werden Nutzer also vorerst nicht fühlen. Auch die "Live"-Interaktion mit anderen, also Cybersex, ist noch keine Option.

Intimität

Allerdings reichen schon "reguläre" Clips, die für VR optimiert werden, für ein neues Nutzungserlebnis. Der Körper muss glauben, tatsächlich im Raum anwesend zu sein. Die Virtual-Reality-Brillen könnten dann auch die Pornobranche selbst revolutionieren: Denn wer tatsächlich neben dem Gezeigten zu stehen glaubt, ist von dieser Intimität und Präsenz zuerst einmal schockiert. Extreme Spielvarianten der Pornografie dürften für die Masse vorerst keine Option darstellen, glaubt Wired.

Wunsch, Grenzen zu verwischen

Wie stark bei vielen Pornofilmen der Wunsch ist, die Grenze zwischen Realität und Illusion zu verschwimmen, sieht man übrigens bereits jetzt daran, dass sogenannte "POV"-Filme zu den beliebtesten gehören: Dabei wird die Kamera von einem der Pornodarsteller selbst geführt, wodurch man dessen Perspektive (Point of View, POV) einnehmen kann. Im Vergleich zu Virtual Reality soll das allerdings ein Klacks sein. (fsc, derStandard.at, 17.2.2015)