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Angehörige der ermordeten Kopten protestieren in Kairo.

Foto: REUTERS/Mohamed Abd El Ghany

Tripolis/Kairo - Ägypten drängt auf einen internationalen Militäreinsatz mit UN-Mandat im Nachbarland Libyen. In dem ölreichen Bürgerkriegsland hat die sunnitische Terrororganisation Islamischer Staat (IS) eine neue Machtbasis aufgebaut und Gräueltaten verübt.

Es gebe keine andere Wahl, als eine internationale Koalition zu entsenden, sagte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Dienstag dem französischen TV-Sender "Europe 1". Allerdings sollten Regierung und Bevölkerung in Libyen dem Plan zustimmen.

Ähnlich äußerte sich der UN-Beauftragte für Libyen, Bernardino Leon. Sollte sich in dem Bürgerkrieg keine Entspannung abzeichnen, müssten die Vereinten Nationen mit "konkreten Handlungen und Entscheidungen" eingreifen, sagte Leon am Dienstag dem maltesischen Radiosender "One". Alle Optionen lägen auf dem Tisch.

Verfeindete Regierungen

Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 kämpfen zwei verfeindeten Regierungen sowie schwer bewaffnete Milizen um die Macht. Eine international anerkannte Regierung tagt im ostlibyschen Tobruk, eine von Islamisten dominierte Regierung in Tripolis. Seit vergangener Woche treffen sich beide Seiten erstmals zu Friedensgesprächen.

Ein Ableger des IS veröffentlichte am Sonntag ein Video, das die Enthauptung von mehreren ägyptischen Christen zeigt. Das Video war als "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes" betitelt. Bei den Getöteten soll es sich um 21 um den Jahreswechsel in Libyen entführte Gastarbeiter handeln. Die ägyptische Luftwaffe begann daraufhin mit Angriffen auf IS-Stellungen in dem Land.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte rief die Bevölkerung Libyens auf, islamistischer Gewaltpropaganda zu widerstehen und sich gemeinsam gegen die IS-Terrormiliz zu wenden. Zugleich forderte Prinz Said Raad al-Hussein am Dienstag die ägyptische Luftwaffe auf, bei Vergeltungsangriffen auf die Extremisten in Libyen dafür zu sorgen, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen.

Die Enthauptung ägyptischer Christen durch die IS verurteilte Al-Hussein als "abscheuliches Verbrechen". "Das internationale Recht und auch das islamische Recht verbieten die Ermordung von Gefangenen", erklärte der Jordanier.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) verurteilte die Tötung der christlichen Kopten als Kriegsverbrechen. Libysche Behörden und die UN müssten Maßnahmen ergreifen, solche Verbrechen im Land zu verfolgen, hieß es.

Die ungarische Regierung will die Familien der durch die Terrormiliz Islamischer Staat enthaupteten 21 ägyptischen Christen finanziell unterstützen. Außenminister Peter Szijjarto bot an, jeder Familie 500 Euro zukommen zu lassen, meldete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Dienstag. Szijjarto forderte eine internationale Untersuchung der Exekutionen und die Bestrafung der Täter.

In Italien beobachtet die Regierung Renzi gespannt die Lage in Libyen und macht Druck auf den UNO-Sicherheitsrat, sich so rasch wie möglich mit der Lage im nordafrikanischen Land zu befassen. "Im Rahmen einer UNO-Aktion muss man alle Hauptakteure ins Spiel bringen, arabische und europäische Länder sowie die Staaten der Afrikanischen Union und die lokalen Stämme", forderte Matteo Renzi am Dienstag. Die Lega Nord kritisierte die Pläne der Regierung Renzi für einen Militäreinsatz in Libyen. (APA, 17.2.2015)