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Ein Volunteer nimmt ein Bild von seinem Hund.

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Ein wenig verhalten, fast schon verschämt, wird in Falun mit der Tatsache umgegangen, dass ab Mittwoch die nordische Jugend der Welt im Städtchen steppt. Räumten nicht eindeutig norwegische Fans den Systembolaget leer, um die für sie unverschämt günstigen Segnungen der Europäischen Union kisten- , karton- und palettenweise in ihr Zeltlager zu schleppen, man käme nicht auf die Idee, dass WM wäre.

Es überrascht natürlich nicht, dass beim staatlichen Alkoholverschleißer kein Schwedentrunk aufzutreiben ist. Die Brühe, mit der Gustav Adolfs Soldateska im Dreißigjährigen Krieg die Zivilbevölkerung traktierte, verwenden selbst Norweger nur zum Düngen. Aber auch Schwedenpils und Schwedenbitter führte er nicht, genauso wie man vergebens im Lebensmittelhandel nach Schwedenhappen oder im Buchgeschäft nach Schwedenkrimi fragt. Eine schwedische Diät, alkfrei, aber auch gut für die Nieren, wird nirgends angeboten, und schwedische Gardinen, im Fängelse mit Gittern aus edlem Schwedenstahl, werden höchstens die Norweger sehen, wenn sie sich nicht beherrschen.

Die Schweden zeichnen sich, mit Ausnahme von Zlatan Ibrahimovic vielleicht, und wenn sie nicht gerade in Zell am See gastieren, durch natürliche Zurückhaltung aus. Schlimmstenfalls sind sie wie ihr König stille, tiefe Wasser. Der gemeine Schwede würde auch seinen schönsten Errungenschaften nicht selbst ein Schweden- oder schwedische voranstellen. Ihre Bescheidenheit manifestiert sich auch meistens auf Loipen und immer auf Schanzen. Die Norweger lieben das. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 18.2.2015)