San Jose - Der ständig zunehmende Lärmpegel in vielen Gegenden der Welt vermindert US-Forschern zufolge die Fähigkeit der Menschen, Naturgeräusche wahrzunehmen. "Diese antrainierte Taubheit ist ein wirkliches Problem", sagte Kurt Fristrup, Wissenschafter bei der US-Parkbehörde, bei der Konferenz des US-Wissenschaftsverbands AAAS in San Jose in Kalifornien.

"Wir konditionieren uns selbst so, dass wir die Informationen, die in unsere Ohren kommen, nicht mehr wahrnehmen. Dieses Geschenk, mit dem wir geboren sind - Dinge zu hören, die Hunderte Meter weit weg sind, all diese unglaublichen Geräusche - ist in Gefahr, verloren zu gehen", erklärte Fristrup.

Verstärkter Effekt

Einerseits übertöne der Lärmpegel beispielsweise durch Autos und Flugzeuge Naturgeräusche wie Vogelsingen und Wasserplätschern, sagte Fristrup. Andererseits verstärkten viele Menschen den Effekt noch zusätzlich, indem sie sehr häufig auch außerhalb des Hauses über Kopfhörer Musik hörten. "Sogar in unseren Städten gibt es Vögel und Geräusche aus der Natur, die man genießen kann. Aber das geht verloren."

Fristrup und sein Team untersuchten in den vergangenen zehn Jahren die Lärmbelastung an rund 600 Stellen in US-Nationalparks, darunter bei Touristen besonders beliebte Parks wie Yosemite und Yellowstone. An deutlich mehr als der Hälfte dieser Orte liege der durchschnittliche Lärmpegel beispielsweise aufgrund von Motorbooten und Flugzeugen um drei Dezibel höher als ohne diese von Menschen verursachten Geräusche.

"Es hat mich vor allem überrascht, dass es wirklich überall und ständig Flugzeug-Lärm gab, sogar an den entlegensten Orten", so der Forscher. Er und sein Team erwarten, dass sich diese Lärmbelastung in den kommenden 30 Jahren mehr als verdoppeln wird. (APA, 17.2.2015)