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Eine deutliche Bewerbung: Mit einer Lichtshow am Brandenburger Tor wirbt Berlin für Olympia 2024 in der deutschen Hauptstadt. In Hamburg leuchten die fünf olympischen Ringe am Abendhimmel.

Foto: AP/Stache

Berlin - Es war gut gemeint, wurde aber zum Flop. Air Berlin wollte auch mithelfen und klebte den Berliner Bewerbungsspruch "Wir wollen die Spiele! Berlin für Olympia" auf einen Airbus 320.

Bittschön, so nicht, beschied der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Die Fluglinie ist kein offizieller Olympia-Partner, also musste der Begriff "Olympia" wieder weg. Jetzt bäckt man in Berlin kleinere Brötchen, genauer gesagt Faschingskrapfen. Die süßen Teile, verziert mit den fünf olympischen Ringen, wurden am Faschingsmontag verteilt - unter Polizeischutz, weil Demos von Olympiagegnern angesagt waren.

In Hamburg lachen sie jetzt natürlich über die Berliner. Mögen die Wettkämpfe bei Olympischen Spielen hart sein - das härteste Duell wird derzeit zwischen den beiden größten Städten Deutschlands ausgetragen. Sowohl Berlin (3,3 Millionen Einwohner) als auch Hamburg (1,7 Millionen Einwohner) wollen die Sommerspiele 2024 haben.

Am 21. März wird der DOSB entscheiden, wen er bis 15. September beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anmelden wird, wer sich dann gegen Boston, Rom und möglicherweise Paris behaupten soll. Berlin und Hamburg haben ihre Konzepte bereits vorgelegt. Natürlich versprechen beide Städte ein nachhaltiges und umweltfreundliches Großereignis. Keiner will protzen wie Wladimir Putin in Sotschi.

Ansonsten unterscheidet die Bewerber einiges. Berlins größtes Pfund: Es gibt schon große, zumindest von der Konzeption her olympiataugliche Sportstätten.

Berliner Stadion steht schon

Herzstück ist natürlich das 1936 anlässlich der damaligen Sommerspiele fertiggestellte Olympiastadion. Genau diese "Nazi-Spiele" möchte man 2024 in Berlin mit heutiger Weltoffenheit noch mehr in die Vergangenheit rücken. Allerdings müssten viele Sportstätten renoviert werden, zudem sind die Wege zwischen diesen relativ weit. Dafür hat Berlin genügend Hotelkapazitäten. Und einen Bürgermeister, der um das Image seiner Stadt weiß. "Berlin hat international einen tollen Namen", sagt Michael Müller (SPD).

Das reiche längst nicht, findet jedoch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Es sieht die Bewerbung skeptisch, da Berlin ohnehin hoch verschuldet sei und sich Olympia eigentlich nicht leisten könne.

Hamburg rühmt sich hingegen seiner kurzen Wege, müsste aber erst noch ein Stadion bauen. Gäste wie Athleten könnten auf Kreuzfahrtschiffen im Hafen untergebracht werden. "Wir können das", sagt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) knapp und selbstbewusst. Für die Hansestadt wäre Olympia zudem eine Chance, sich als Sportstadt von internationalem Rang zu etablieren.

Die Bürger am Ast

Aber die Politik soll die Entscheidung nicht allein mit dem DOSB klarmachen. Dieses wird bis 21. März ohnehin nicht nur die Konzepte bewerten, sondern sich bei seiner Entscheidung auch auf Umfragen stützen, die Ende Februar erwartet werden. In Berlin ist derzeit eine knappe Mehrheit für die Bewerbung, in Hamburg wollen 62 Prozent Olympia 2024.

Egal welche Stadt es wird - das letzte Wort sollen deren Bürger im Herbst haben. Und das kann dann auch noch ganz anders ausgehen. In München waren es die Bürger, die das Projekt "Olympia 2022" bei Befragungen zu Fall brachten. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 18.2.2015)