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Diese künstlerische Visualisierung veranschaulicht einen Asteroideneinschlag. Was das Aussterben der Dinosaurier verursacht hat, könnte auch der Menschheit zum Verhängnis werden, schreibt Astronom und Autor Florian Freistetter. Es stelle sich nicht die Frage, "ob es passieren wird, sondern wann".

Foto: Reuters / Nasa / Don Davis

Die Erde ist in Gefahr - mit dieser Botschaft seines neuen Buches Asteroid Now überrascht der Astronom und Wissenschaftsautor Florian Freistetter. Ist er doch dafür bekannt, in seinen Blogs Astrodicticum Simplex und So ein Schmarrn! auf derStandard.at/Wissenschaft Theorien zum drohenden Weltuntergang wissenschaftlich auseinanderzunehmen. Gemeint sind diesmal aber keine esoterischen Verschwörungen, sondern handfeste Gefahren, allen voran Einschläge durch Asteroiden. Auch wenn akut kein Einschlag droht, werden Asteroiden und andere Naturphänomene auf lange Sicht zur Gefahr für uns.

Hielt man die Idee, dass Steine vom Himmel fallen können, bis ins 19. Jahrhundert für Unfug, so ist man sich heute der Gefahr bewusst. Dennoch unternimmt die Menschheit wenig dagegen. Nach Freistetter muss das geändert werden. Dramatisch beschreibt er die Folgen eines Einschlages: eine tödliche Druckwelle, ein globaler Hitzeschock, durch Staub bedingte jahrelange Nacht. Mit apokalyptischen Szenarien wird nicht gespart. "Im Sonnensystem gibt es ausreichend Geschosse, und die Erde war von Anfang an eine der vielen Zielscheiben", schreibt Freistetter, der auch über Asteroiden dissertiert hat und dessen Buch Der Komet im Cocktailglas als Wissenschaftsbuch des Jahres 2014 ausgezeichnet wurde.

Asteroid Now beginnt mit einem Rückblick auf die Ereignisse in Tscheljabinsk, wo am 15. Februar 2013 ein Asteroid explodierte und viele Menschen verletzte. Doch das Buch handelt nicht nur von Asteroiden, sondern auch von anderen Katastrophen, die den Menschen zum Verhängnis werden können. "Das Universum hat noch genügend andere Probleme für uns, die wir früher oder später lösen müssen", schreibt er: Klimaänderungen durch Schwankungen der Erdbahn, Eiszeiten, Ausbrüche von Supervulkanen und Gammablitze durch Sternexplosionen in der Nähe der Erde. Mit Beispielen aus der Erdgeschichte belegt Freistetter, wie wandelbar die Erde ist und was für ein ungemütlicher Ort sie werden kann.

Was Asteroideneinschläge betrifft, findet er klare Worte: "Die Frage ist nicht, ob es passieren wird, sondern wann." Die Lösung ist für Freistetter eindeutig: Die Menschheit muss sich auf den Weg in den Weltraum machen. Denn ein Asteroideneinschlag ist nicht unabwendbar, er kann verhindert werden. Allerdings funktioniert das laut Freistetter nicht so wie in Filmen.

Sonnensegel und Laser

Die Methoden, die im Gegensatz zur selbstlosen Aufopferung eines mit einer Atombombe bewaffneten Hollywood-Helden tatsächlich funktionieren, sind subtiler: riesige Sonnensegel, Laserstrahlen oder Ionenantrieb.

Überraschenderweise können wir uns bei der Abwehr von Asteroiden die Asteroiden selbst zunutze machen. Im zweiten Teil des Buches schreibt Freistetter über möglichen Bergbau auf Asteroiden. Auf diesen könnten mehr wertvolle Metalle abgebaut werden als auf der Erde, obwohl beide aus demselben Material entstanden sind - ein Paradox. Auch wenn die Technologie in Reichweite scheint, ist es zu früh, um sich zurückzulehnen: "Raumfahrt ist teuer und ein von Politikern gern gewähltes Ziel, wenn es darum geht, schnell irgendwo Geld einzusparen", warnt Freistetter.

Im dritten und visionärsten Teil beschreibt er Reisen zu anderen Sternen, denn "wenn die Menschheit nicht mehr nur an einen einzigen Himmelskörper gebunden ist, kann uns auch keine einzige Katastrophe vernichten". Zwar liegen diese Reisen aufgrund der Distanzen in ferner Zukunft, doch Freistetter erklärt schon einmal die aktuellen Ideen, wie man entsprechende Raumschiffe antreiben könnte - in gewohnt verständlicher Weise, auch wenn diese Konzepte "visionär und verrückt zugleich" sind. Ein Antrieb durch Atombomben wird hier genauso diskutiert wie Warp-Antrieb und die Reise durch Wurmlöcher oder eine "Sonnenverjüngungskur".

In Summe ist Asteroid Now ein Plädoyer für die Raumfahrt, das uns bewegen will, wieder ins All zu reisen, denn: "die Zukunft der Menschheit liegt in den Sternen". (Elisabeth Guggenberger, DER STANDARD, 18.2.2015)