Das Motto: "Social jeck - kunterbunt vernetzt."

Foto: WDR/Fulvio Zanettini

Es war ein großes Versprechen: "Der Kölsche schaut beim Feiern über den Tellerrand", hieß es am Rosenmontag zu Beginn der dreistündigen Liveübertragung der Kölner Karnevalssitzung ebenso launig wie verheißungsvoll in der ARD.

Man durfte gespannt sein, schließlich hatten schon tagsüber die Umzüge in den Karnevalshochburgen Terror und Religion zum Thema gemacht. Und tatsächlich, auch bei der Festsitzung war alsbald von "Wahnsinnigen in Syrien und Paris" die Rede. Topaktuell.

Das war's dann auch schon wieder. Nicht dass man das Niveau von Charlie Hebdo erwartet hätte. Doch ein paar Sprüche zur Weltlage hätten keinem Jeck die Narrenkappe vom Kopf gefegt.

Aber macht ja nichts. Es gab auch andere schöne Sachen, zum Beispiel Sprüche wie diesen: "Es wird Frühling. Der Auswurf beim Husten wird schon grüner." Oder: Wie hat man Spaß in der Wahlkabine? Man schreit einfach mal raus: "Das Klopapier ist alle." Und: "Stirbt ein Beamter auf einer Dienstreise, so ist die Dienstreise automatisch beendet." Da wollen wir mal drüber hinweg sehen, dass dieser "Witz" ungefähr aus dem Jahr 1964 stammt.

Zu diesem Jahr passte wie immer die Rollenverteilung: Die Darbietungen kamen von Männern. Nein, halt, stimmt nicht. Um 21.18 Uhr durfte das Tanzmariechen die Beine so weit spreizen, dass der weiße Rüschenschlüppi Mühe hatte, weiterhin für ein jugendfreies Programm zu sorgen.

200 Stunden Karneval waren heuer im deutschen TV zu sehen. 200 Stunden Programm wie dieses. 55 Prozent der Deutschen sagen in einer Emnidumfrage, das sei einfach zu viel. Aber jetzt ist ja Gott sei Dank ein Jahr lang Ruhe. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 18.2.2015)