Mitarbeiter gesucht: Die OOO Kronospan, Tochter des ursprünglich aus Salzburg stammenden weltgrößten Plattenproduzenten Kronospan, wirbt eifrig um Fachpersonal in Russland. Im Mai nimmt nahe der Millionenstadt Ufa eine neue Fertigungslinie für Spanplatten ihren Betrieb auf. 180 Millionen Euro hat der Konzern investiert. Die Kapazität der Zeche liegt nach Angaben von Ardascher Kurbanscho, Generaldirektor der russischen Kronospan, bei über 800.000 Kubikmetern Pressspanplatten.
250 neue Arbeitsplätze würden direkt in der Fabrik entstehen, sagte Kurbanscho dem Standard. "Da es praktisch keine Infrastruktur gibt, entstehen indirekt in der Region wohl rund zehnmal so viele Arbeitsplätze durch neue Zulieferer und Möbelhersteller", fügte er hinzu.
Das russische Staatsfernsehen, derzeit wegen der Krise eher mit der Verarbeitung negativer Wirtschaftsnachrichten beschäftigt, nahm die Meldung dankbar auf und berichtete sogar über die Entstehung der "größten Holzverarbeitungsfabrik Europas". Kurbanscho nannte die Ankündigung "etwas voreilig". Perspektivisch sei dies allerdings möglich, bestätigte er. Nötig ist dazu ein wohl schon angedachter weiterer Ausbau der Produktion um Grobspanplatten (dienen vor allem als Wand- und Dachplatten im Rohbau) und Holzfaserplatten (MDF; eingesetzt im Möbelbau). Die Investitionssumme würde sich in diesem Fall verdoppeln.
Probleme beim Aufbau
Der Vertrag für den Bau der Fabrik wurde 2012 unterzeichnet. Allerdings regte sich in der Region Protest gegen das Werk. Anwohner befürchteten ökologische Probleme. Gegner der Fabrik organisierten Demonstrationen und ein Zeltlager an der Baustelle, um die Arbeiten zu blockieren. Republikchef Rustem Chamitow versprach schließlich, dass die Fabrik "höchsten ökologischen Maßstäben" gerecht werde.
Für Kronospan ist das Werk in Ufa bereits der zweite Produktionsstandort innerhalb Russlands. Die erste Fabrik wurde bereits vor zehn Jahren in Jegorjewsk, 100 Kilometer südöstlich von Moskau, gegründet.
Die in Ufa produzierten Spanplatten sind in erster Linie für den russischen Markt gedacht. Da viele Importeure aufgrund des Rubelverfalls zuletzt die Einfuhr von Spanplatten gestoppt haben, verfügt der Markt gemäß Expertenansicht über reichlich Aufnahmekapazität. Darüber hinaus ist laut Kurbanscho aber auch der Export in die zentralasiatischen GUS-Länder, nach China und in die Mongolei angedacht.
Die im neuen Kronospan-Werk in der Nähe von Ufa hergestellten Spanplatten sind in erster Linie für den russischen Markt gedacht. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 18.2.2015)